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Meine
Hobbies

Bordeaux - gut essen
Fotografie -
Kakteen - Golf  
Schreiben - Literatur - Diskutieren
ScienceFiction 

'Cavalleria Rusticana', Pietro Mascagni (3:42)

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Man sagt, ich verstünde was von Wein.
Dem muss ich energisch widersprechen,
denn ich weiß nur was von roten GrandCruClassé Bordeaux-Weinen.
Aber mehr muss man über SpitzenRotweine auch nicht wissen, meine ich.


Zugegeben, ich bin ziemlich eigen, arrogant, engstirnig, uneinsichtig usw. wenn es um Rotweine geht (gute Freunde werden jetzt sagen: nicht nur dann“).
Aber ich bin jetzt 70 Jahre alt.
Ich habe alle Weine dieser Welt getrunken. Mehrmals. Ich habe es auch immer wieder mit den deutschen Rotweinen versucht
(da gibt es jetzt einen, den musst Du unbedingt.......oder: die neuen deutschen Rotweine......
oder: die von der Nahe....., die Badischen....., und, und, und).
Heute, 2015, machte ich einen neuen Versuch. Mit den absoluten TOP-Spätburgundern von Mosel, Pfalz, Franken, Baden und siehe da:
Der 2011er ‚Graacher Himmelreich‘ und der 2008er ‚Brauneberger Mandelgraben’ von Markus Molitor (Mosel-Saar-Ruwer)
Der 2012er ‚Hundsrück‘ und der 2011er ‚Centgrafenberg’ von Rudolf Fürst (Franken)
Der 2009er ‚Spätburgunder Reserve‘ von Knipser (Pfalz)
ja, excellente bis sehr gute Spätburgunder (Preise: 40 bis 120 Euro).

Und die österreichischen. Und die schweizerischen. Natürlich die Burgunder.
Und die aus Kalifornien, Chile, Australien, Süd-Afrika, Rumänien, Türkei, Griechenland.
Spanien's Riojas und Italien, nun ja, einen "Sassicaia", "Soleia", "Ornellaia"
einen guten "Brunello" lasse ich mir auch nicht entgehen.
Ich habe auch englische Weine getrunken! (es war ein recht schöner Weisswein darunter).
Ja, es waren sehr oft "interessante" Weine, hin und wieder auch recht gute.
Und in einige Riojas, Burgunder und Chianti Classico war ich eine Zeit lang verliebt.
Aber - wie im richtigen Leben - kommt irgendwann "die große Liebe", die man heiratet
und meine große Liebe die kam 1985 und hieß Bordeaux.
Er verwöhnt mich, er ist vielseitig, er überrascht mich immer wieder (positiv),
er wird umso besser und umso wertvoller, desto älter er wird, er ist immer für mich da.
Und: ich liebe ihn immer noch und bin ihm deshalb treu
(eine Frau, die man wirklich liebt, betrügt man nicht!).
Und - last but not least - wenn es denn um die Wahrheit,
die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit geht
- beim Wein, meine ich -

dann sollte man über die "Grand Cru's" des Bordelais reden oder gar nicht.

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Link: Confrérie des Chevaliers du Tastvin
(eine Bruderschaft der Freunde des Burgunder Weins, in der ich als 'Maître de la Table' Mitglied bin)
Link:
Confrérie des Chevaliers du Tastevin (wikipedia)
Link: Bordeaux
(click, um mehr über Bordeaux‘s zu erfahren)



Achtung

Meine Weinempfehlungen für den „Wein für alle Tage“
(€ 10,— bis 30,—)


die ROTWeine:

Ch
âteau Caronne Ste. Gemme
- Grand Vin -
(Bordeaux, Médoc)
€ 15,-- bis 20,--
2015/2016/2018
kölner-weinkeller

Ch
ateau Cissac
- Cru Bourgeois -
(Bordeaux, Haut-Médoc)
€ 19,90
2016/2018
kölner-weinkeller


Chateau Poujeaux
- Cru Bourgeois exceptionnel -
(Bordeaux, Moulis-en-Médoc)
€ 30,— bis 35,—
2015/2016/2018
kölner-weinkeller

Ch
âteau Cantemerle
- 5 ème Grand Cru Classé -
(Bordeaux, Haut-Médoc)
€ 30,— bis 40,—
2015/2016/2018
kölner-weinkeller

Ch
âteau Phélan Ségur
- Cru Bourgeois exceptionel -
(Bordeaux, Saint-Èstèphe)
€ 40,— bis 50,—
2015/2016/2018
kölner-weinkeller
gute-weine-de

Brunello di Montalcino (Poggione)
Toscana
€ 29,--
2009/2010/2015
Scheurich
Superiore

Ricasoli Chianti Classico (Gold Edition 2019)
Chianti Classico
DOCG
Barone Ricasoli
€ 19,—

2019
Hawesko

und die WEISSWeine:

Baiken, Riesling Kabinett Trocken
- Rheingau -
- Crescentia -
€ 11,—

Steinberger, Riesling, feinherb
- Rheingau -
- Crescentia -
€ 11,—
beide bei:
Kloster Eberbach

Riesling Trocken und Halbtrocken
- Rheingau -
€ 13,—
bei:
Robert Weil, Kiedrich (nur telefonisch unter
06123-2308 oder 0151 16522093 oder per mail:
info@weingut-robert-weil.com)
Robert Weil

Riesling Trocken, 'Grauschiefer'
- Saar -
€ 12,—
und 'Aux-vom-Berg', Auxerois (Gelber Burgunder)
- Saar -
€ 9,50,—
bei:
Schloss Saarstein

und unseren
Jahrgangs-LagenSekt
VAUX - Erbacher Marcobronn (Rheingau Riesling)
€ 39,—bei:
Schloss VAUX
wirwinzer.de

oder der wunderschöne Riesling-Sekt Brut
Kloster Eberbach
€ 10,90
Kloster Eberbach

Bei Interesse Bezugsquelle per email (link auf der 1. Seite “Home“) von mir anfordern


JahrgangsBewertung Bordeaux
1+ = 2015, 2010, 2009, 2005, 2000
1 = 2019, 2016, 2000*), 1990, 1982
2 = 2020, 2018 (opulent), 2017, 2014, 2011, 2008, 2006, 2002, 2001, 1998, 1996, 1995, 1989, 1986, 1985
3 = 2012, 2007, 2006, 2004, 2003, 1999, 1997, 1994, 1993
4/5 = 1992, 1991

L'INTHRONISATION 'La Conférie des Chevaliers du Tastevin'

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gut essen
am liebsten im:

IH "chez Ingrid"


Wo das ist?
chez nous

Ich habe mal Informationen über Weine verschiedener Länder gesucht.
Überall fand ich die Angaben auf der jeweiligen Länderseite unter der Rubrik "Wirtschaft".
Auf der Frankreichseite fand ich die Weine unter "Kultur".
Und so ist es tatsächlich.
Für die Franzosen sind "Essen und Trinken" ein Stück Kultur.

Man sagt auch:


"Der Deutsche isst, um zu leben,
der Franzose lebt, um zu essen".


Da ist schon was dran, meine ich.
Zum Trost für die Deutschen: sie stehen damit nicht allein da.


z. Zt. bevorzuge ich folgende Restaurants in Deutschland:

* Düsseldorf und Umgebung:
"Fritz! Essensart" (klick) in Haan (2020)
"Le Flair" (klick) in D'dorf, Marc-Chagall-Straße 108 (2020)
"Parlin" (klick) in D'dorf, Altestadt 12-14
„Tanta Anna“, (klick) Sprockhövel (2020)
"Haus Stemberg" (klick) Velbert (2020) - Alles wunderbar aber herausragend die Oldenburger Flugente und Martinsgans !!!

* auf dem Weg in den Süden (oder zurück):
„Zum Löwen“ (klick) Karlsruhe-Eggenstein

* in Hamburg:
„Landhaus Scherrer“ (klick)
„Piment“, (klick)

'Reisender, kommst Du nach England':
unbedingt in die 'Cotswolds' fahren (westlich von Oxford).
In unserem „England-Jahr“, kamen wir zufällig auf unserer Reise durch die "Cotswold's" in ein Hotel und Restaurant, das hätte meiner Meinung nach 1-2 Michelin-Sterne verdient.
(wobei ich kein "Michelin-Höriger" bin), aber es war wirklich SPITZE:


das "Conservatory" Restaurant im "Calcot Manor Hotel" (klick) in Tetbury, Gloucestershire

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Fotografie
Die Arbeit mit meiner
Canon EOS 5D Mark II (Spiegelreflex, Vollbildsensor, 21 Mio. Pixel)
Zoom-Objektiv 1:3,5-5,6 25-300 mm aus der "weissen" Canon-Serie habe ich aufgegeben.
Mittlerweile ein zu schweres Gerät für mich.
Nun, die
Canon PowerShot G1X Mark III
macht auch viel Spaß.
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An dieser Stelle veröffentliche ich regelmäßig ein neues Foto, das


"Foto des Monats"

„MalmöTower“

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Unten links: 'Fernweh' - Unten rechts: 'MidsommerMond'

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Unten: 'Spider d'ART'

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Oben links: 'KopfWeide-Frühling‘ - Oben Mitte: 'WeltenUhr' - Oben rechts: 'Ahoi'

Unten: 'UND TSCHÜSS.....'

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Hier gibt es weitere Fotos zu sehen:
Seite:
DigitalART (klick)

Weiterverarbeitung der Fotos:
fotobuch.de (klick)
Eine tolle software, um eigene Fotobücher zu erstellen.
Ich arbeite nur noch damit und bin hoch zufrieden.
Kostenloser download!


Ich habe verschiedene Fotobücher gemacht. z.B. über "DigitalART", über 'GEDICHTE', 'HirnGespinste' u.a.m.
Sollte jemand Interesse haben, einfach per e-mail anfragen
(auf der ersten Seite „Home“ dieser homepage gibt es einen e-mail link)

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Kakteen



Ein Hobby seit über 30 Jahren, das damit anfing, dass ich mir 1970 von Lanzarote (Kanarische Inseln) ein paar Ableger mitbrachte. Die erste Sammlung befand sich in 3-4 Balkonkästen im Schlafzimmer. Nur dort war es für die nötige Ruhepause der Kakteen (Oktober bis März) ausreichend kühl (ca. 11 bis 13 Grad).
Dann, als wir unser Haus in Haan bauten, gab es das erste Gewächshaus. Nach dem Hausumbau dann ein "integriertes" Gewächshaus direkt an der Garage mit Anschluss an die Hausheizung.
Von 1998 bis 2005 waren sie in einem Gewächshaus in Djursholm, Schweden. Im Winter 2003/2004 fiel dort bei minus 25 Grad nachts die Heizung aus. 80 % aller Kakteen erfroren. Ich war den Tränen nah.
Schluss mit dem Hobby?
Dank der Fürsprache vieler Freunde und anschliessender Kakteen-Geschenke raffte ich mich auf und begann fast von vorn. Schön, dass ich es getan habe und vielen Dank an alle, die mich mental und real unterstützt haben. Im 21. Juni 2006 dann "Der Lohn der Mühe": Die Königin der Nacht hat 6 Blüten und alle erblühen in einer und derselben Nacht! Ein einmaliges Erlebnis. Auch die Presse kam und ein paar Tage später erschien in der "Rheinischen Post" dieser Artikel:

Rheinische Post - DIENSTAG 27. JUNI 2006
MEINE GRÜNE OASE
Seltenes Naturwunder
VON SONJA SCHMIDT

Die „Königin der Nacht" - ein ungewöhnliches und anspruchsvolles Kakteengewächs - blüht nur einmal im Jahr.
Im Gewächshaus von Thorsten Hagenau in Haan trieb sie gleich sechs Blüten. Am nächsten Morgen war alles vorbei.
 
 
Nur diese eine Nacht sei sie zu fotografieren, hatte Kakteenzüchter Thorsten Hagenau
die RP neugierig gemacht auf seine „Königin der Nacht". RP-Fotograf Olaf Staschik
war zum richtigen Zeitpunkt da, als sich die Blüten öffneten.

HAAN - Sie sind keine wahren Schönheiten der Natur, pieksen schmerzhaft und scheinen niemals zu blühen. Mit dieser landläufigen Ansicht vieler Pflanzenfreunde werden Kakteen nur allzu oft zur „blöden Kugel" degradiert. Die unnahbar wirkenden Trockengewächse sind den meisten Menschen ein Dorn im Auge. Genau aus diesem Grunde faszinieren sie Thorsten Hagenau so sehr.
Sein größter Stolz ist die „Königin der Nacht". Ihren Namen trägt die prächtige Pflanze, weil sie nur eine Nacht lang im Jahr blüht. Bereits vor dem Morgengrauen lässt der mächtige Kaktus seine Triebe wieder hängen. Dann muss Ziehvater Hagenau bis zum nächsten Jahr warten.
Die Zeit bis dahin überbrückt er anhand von Fotoaufnahmen, auf denen er minutiös festgehalten hat, wie sich die Blüte öffnet.
Besonders stolz war er in diesem Jahr, dass sich alle sechs Blüten prächtig entwickelt haben und aufgegangen sind.

„Morgens gehe ich zuallererst ins Gewächshaus,
wünsche den Kakteen einen guten Morgen".

Mit drei Kakteen-Ablegern, die der ehemalige Henkel-Geschäftsführer 1971 aus einem Lanzarote-Urlaub mitbrachte, erwachte der passionierte Sammler in ihm. In einem Blumentopf auf dem Balkon einer Frankfurter Mietwohnung fand das erste Kakteen-Trio Nährboden, aus dem Topf wurde eine kleine Sammlung und aus dieser gingen ganze drei Balkonpflanzkästen hervor.
1979 baute Hagenau sein Haus in der Gartenstadt und seine Kakteensammlung zog in ein großzügigeres Gewächshaus um. Mit der anwachsenden Zahl der Pflanzen stieg auch der Wunsch nach professionellerer Haltung. Heute gedeihen 300 Gewächse, davon 250 verschiedene Sorten, unter den Argusaugen des 63-jährigen Rentners in maßangefertigten Blumenkästen.
Der Hobbyzüchter weiß: Wasser und viel Sonne sind nicht alles, was seine kleinen und großen Schützlinge mit prägnanten Namen wie „Schwiegermuttersessel", „Bischofsmütze" oder „Greisenhaupt" zum Wachsen und guten Gedeihen brauchen.
„Ich spreche auch mit ihnen. Morgens gehe ich zuallererst ins Gewächshaus, wünsche ihnen einen guten Morgen und frage, wie es ihnen geht", erzählt der Pflanzenfreund.

Anders als zu vermuten wäre, bekommt er angesichts solcher Anteilnahme durchaus Antwort.
„Wenn sie gut gedeihen, heißt das, dass es ihnen gut geht", interpretiert der Pflanzenvater, der für neue Exemplare durchaus bereit ist, das Gesetz hier und da auf die Probe zu stellen.
„In Barcelona im größten Kakteengarten Europas habe ich gewartet, bis der Wachmann um die Ecke war, und einen Ableger unter dem Hemd auf bloßer Haut versteckt und mitgenommen", gesteht der 63-Jährige ohne Reue. Seine Sammlung will er noch erweitern. Angesichts von 6000 existierenden Kakteenarten wird es dem Rentner wohl vorerst nicht langweilig werden.


Anmerkung der Redaktion:
Königin der Nacht

Ursprung: Wächst in Mexiko und auf den Karibischen Inseln in einem Trockenwald. Pflanzenfamilie Kakteengewächs.
Heimat Mittel-, Südamerika. Blütezeit Juni / Juli.
Die Blüten (bis zu 30 cm groß) öffnen sich mit Beginn der Dunkelheit
und schließen sich vor dem Morgengrauen.



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Heute, 2016, kann ich sagen: "6 Blüten in einer Nacht, das ist ja gar nichts".
Jedes Jahr wurden es mehr. 20, 30, 40, 50, in diesem Jahr 60 Blüten insgesamt und 8, 10 und in diesem Jahr 12 Blüten in einer Nacht, das ist einfach unglaublich, grandios.

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Die Königin der Nacht

- Selenicereus grandiflorus -

'Meine Königin'
4 Videos


1. KdN-ART
Eine Auswahl meiner schönsten Fotos.
Video von einer PowerPoint-Präsentation.
Musik von Antonio Salieri
Sinfonia in D Major "Il giorno onomastico": II. Larghetto

2. KdN - Von der Wiege bis zur Bahre
'
Vom Werden und Sterben meiner Königin'
Video von einer PowerPoint-Präsentation.
Musik von Takako Nishizaki
'Under the SilverMoon'


3. KdN - Juni 2020
Ein Live-Video vom 3. Juli 2020

4. KdN -13. Juni 2021
Ein Live-Video vom Juni 2021

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Golfspieler

Golf
HCPI (HandicapIndex) 26,5

Club-Mitglied: Golfclub Haan-Düsseltal (klick)

Links:

Deutscher Golfverband (klick)
St. Andrews (klick)

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Bridge

Club-Mitglied:
Bridge-Club Haan (klick)

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Schreibfeder
Schreiben - Literatur


Was schreibe ich zur Zeit?
Seit über 20 Jahren gedanklich und seit über 10 Jahren auch praktisch an meinen "Multi-Media-Büchern“:

Mein Buch:
"HirnGespinste"
Inhalt: Reflektionen zu Themen der Zeit
siehe auch Seiten 'HirnGespinste' (1-5)

Ein Band: 'APHORISMEN'
siehe auch Seiten 'Poesie+Prosa': Aphorismen

Ein Gedichtsband: 'Gedichte'
siehe auch Seiten "Poesie+Prosa: Gedichte 1 und Gedichte 2

Ein Band: '23000+1' 'Geschichten aus 23001Nacht'
Heiteres-Nachdenkliches-Kurzweiliges
Geschichten aus rund 55 Lebensjahren
Dieses Buch findet man allerdings nicht auf dieser homepage

und die Fotokunstbücher:
'DigitalART'
'TH's 100 Best'

Und, GANZ NEU:
Das Buch
'AlterEGO'
Eine Biografie, von der Geburt bis heute.
Mit Fotografien und wertvollen Dokumenten.
Auch dieses Buch findet man nicht auf dieser homepage


Die Bücher ‚Aphorismen’, ‚Gedichte’, ‚HirnGespinste’ und ‚DigitalART’ sind zum Selbstkostenpreis zu erhalten
(Anfrage per email auf der Seite „Home“)

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Was habe ich zuletzt gelesen bzw. was lese ich zur Zeit?
- 'Künstliche Intelligenz und Der Sinn des Lebens'', Richard David Precht
- 'Das Ting', Artur Dziuk
- 'Die drei Sonnen' Cixing Liu

- ,Über die Natur der Dinge' von Lukrez
- ,Circle' von Dave Eggers
- ‚Werte. Warum man sie braucht, obwohl es sie nicht gibt‘, Andreas Urs Sommer
- ‚Tagebücher 2002-2012‘, Fritz J. Raddatz
- ‚Eine Erziehung in Deutschland‘, Fritz J. Raddatz

- 'Hannah Arendt', Biografie
- 'EGO - Das Spiel des Lebens', Frank Schirrmacher

- 'Empört Euch!', Eine StreitSchrift von Stéphane Hessler
- 'Wofür stehst Du?', Giovanni Di Stefano
- 'Das Gespenst des Kapitals', Joseph Vogl


Meine "liebsten" Bücher:
- 'Nietzsche's gesammelte Werke'
- 'Die Asche meiner Mutter', Frank McCourt
- 'Der ferne Spiegel' von Barbara Tuchmann
- 'Der Herr der Ringe' von J. R. R. Tolkien
- 'Die Säulen dieser Erde' von Ken Follet
- 'Märchen aus 1001 Nacht'
- 'Mein Leben' von Marcel Reich-Ranicky
- 'Wilde Schwäne' von Jung Chan
- 'Der Dune Zyklus' von Frank Herbert

"Was ich schon immer mal lesen wollte"
- 'Der Koran'
(er liegt nun schon seit Jahren im Regal und ich kann mich einfach nicht aufraffen)

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Diskutieren

Am liebsten, wenn ich Menschen finde, die, wenn sie denn reden, auch was zu sagen haben.
Ich stimme da aus vollem Herzen Henry D. Thoreau zu, wenn er da sagt:


„Die Menschen sind allgemein verdorben durch ihre Höflichkeit und ihr Wohlwollen.
Es ist nicht möglich, mit ihnen ein ergiebiges Gespräch zu führen, so konziliant sind sie und entschlossen, mit mir übereinzustimmen.

In einer kurzen Unterhaltung legen sie solche Langmut und Freundlichkeit an den Tag.
Ich möchte einem begegnen, der provokant und eigenartig ist,
so dass wir Gast und Wirt sein und einander erfrischen können.


Ein Mann kann in seinen Manieren völlig untergehen, sich in ihnen auflösen.
Die tausendundein feinen Herren, die mir begegnen, treffe ich mit Verzweiflung und nur, um mich wieder von ihnen zu trennen, denn sie geben mir keine Hoffnung auf eine Grobheit.
Ein ärgerlicher Mensch, ein derber Mensch, ein Exzentriker, ein schweigsamer, einer, der sich schlecht drillen lässt, solche machen mir Hoffnung.
Eure Herren gleichen einer dem anderen."


(Auszug Henry D. Thoreau)
(US-amerikanischer Schriftsteller und Philosoph)

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ScienceFiction
SciFi
SF
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Meine Lieblingsliteratur. Nach vorn schauen, in die Zukunft.
Wenn ich der guten Fee begegnen würde und 3 Wünsche frei hätte, einer wäre sicherlich der Wunsch, einmal in die Zukunft schauen, besser noch, in die Zukunft reisen zu können. Ich meine so 1.000 oder 10.000 Jahre voraus. Ich habe so ungefähr 300 SF-Bücher im Schrank stehen und ich schaue mir (fast) jeden ScienceFiction Film an. Im Kino. Im Fernsehen. Früher habe ich selbst meine Geschäftsreisen entsprechend geplant. Ich habe eine ausgesprochene Lieblingsgeschichte, eine Kurzgeschichte, die ich hier gern veröffentliche. Ein Meinung derer, die sie lesen, würde mich schon interessieren.

Ein seltsamer Freund
(Pawn's Gambit)

von Timothy Zahn


Falls es etwas gibt, das die Menschen wirklich gut beherrschen, dann sind es Brettspiele.
Was aber, falls wir dort draußen Intelligenzen begegnen, die sich mit dergleichen Art intellektueller Stimulation vergnügen?
Es wird behauptet, dass Schauspieler einander hassen, da das die Natur dieses Wettstreits sei.
Würde das auch auf ein interstellares Spiel vergleichbarer Art zutreffen?
Mit Planeten als Preise für den Gewinner?

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An: Büro Direktor Rodau 248700,
Ministerium für die Erforschung fremder Rassen, Clars
Von: Büro Direktor Eftis 379214, Spielstudien, Var-4
Betreff: 30. Jahresbericht, vorgelegt am
12. Tai 3829 Datum: 4. Mras 3829


Lieber Rodau,
ich weiß, wie sehr Sie es hassen, Nachträge zu bekommen, nachdem ein Bericht abgeschlossen worden ist, aber ich hoffe, dass Sie in diesem Fall eine Ausnahme machen. Unsere jüngst entdeckte Rasse - die Menschen - wurde in unserem letzten Jahresbericht nur am Rande erwähnt, aber ich meine, dass die Informationen, die wir in der Zwischenzeit gesammelt haben, wichtig genug sind, dass sie Ihnen unverzüglich zur Kenntnis gebracht werden.
Die vollständigen Ergebnisse finden Sie auf dem beigelegten Film, doch der wichtigste Punkt ist ein beunruhigender Mangel an Übereinstimmung mit den Standardmustern.In verschiedenen Hinsichten sind sie einfach, um nicht zu sagen primitiv; die meisten Versuchspersonen reagierten erschrocken und sogar hysterisch, als sie über die Transfere hergebracht wurden. Dennoch zeichnet sich die Rasse durch eine geistige und emotionale Flexibilität aus, die mich offen gestanden überrascht. Fast alle erholten sich rasch wieder von ihrem Schrecken und spielten sofort das Stufe-I-Spiel gegen ihre Mitspieler. Die Phantasie, das Geschick und die reine Aggressivität, mit denen sie spielten, sind ungewöhnlich ausgeprägt für eine so junge Rasse und scheinen in mehr als einem Punkt einen Vergleich mit den Chanis zuzulassen.
 Es ist wohl vor allem diese Tatsache, die mich veranlasst hat, nicht bis zu unserem nächsten Bericht zu warten. Da sie ihren Heimatplaneten noch nicht
verlassen können, stellen die Menschen im Augenblick gewiss noch keine Bedrohung dar, aber sollten sie sich als nur ein Zwölftel so gefährlich wie die Chanis herausstellen, wird ein rasches Handeln unerlässlich sein.
Ich möchte deshalb um Erlaubnis zu dem außer- gewöhnlichen Schritt bitten, sofort zu Phase III überzugehen (der vollständige Plan liegt dem Bericht bei). Ich weiß, dass dies bei nicht-raumfahrenden Rassen normalerweise nicht erlaubt ist, aber ich halte es für äußerst wichtig, dass wir die Menschen gegen Rassen mit bereits untersuchten Eigenschaften und Fähigkeiten testen. Bitte teilen Sie mir baldmöglichst Ihre Entscheidung in dieser Sache mit.
Mit freundlichem Gruß

Eftis



An:  Büro Direktor Eftis 379214,
       Spielstudien, Var-4
Von: Büro Direktor Rodau
        248700, A. R. B., Clars

Betreff: Nachtrag zum
            30. Jahresbericht
            Datum: 34. Forma 829


Lieber Eftis,
Vielen Dank für Ihren jüngsten Nachtrag. Es war völlig richtig, noch einmal besonders auf diese Menschen hinzuweisen, denn genau das ist ja im Grunde Ihre Aufgabe. Ich muss sagen, dass mich diese Rasse genau wie Sie gleichzeitig interessiert und beunruhigt, und ich stimme Ihrem Plan, Phase III einzuleiten, unbedingt zu. Es wird wie üblich noch ein paar Wochen dauern, bis Sie die Genehmigungsbänder haben, aber ich gebe Ihnen schon jetzt - inoffiziell - grünes Licht, mit den Vorbereitungen zu beginnen. Ich bin ebenfalls mit Ihrem Vorschlag einverstanden, eine raumfahrende Rasse gegen Ihre Menschen spielen zu lassen, vielleicht einen Olyt oder Fiwalik. Ihren Berichten entnehme ich, dass die Olyten immer gereizter auf unsere Tests reagieren, aber das sollte Sie nicht weiter beunruhigen; Ihre Ergebnisse beweisen deutlich, dass sie keine Bedrohung für uns darstellen.
Halten Sie uns bitte weiter auf dem laufenden, vor allem, falls Sie weitere Beweise für chani-ähnliche Eigenschaften bei diesen Fremden entdecken sollten.
Mit freundlichem Gruß
Rodau

Der leuchtende, undurchsichtige weiße Nebel, der ihn die letzten fünf Minuten eingehüllt hatte, löste sich genauso plötzlich auf, wie er gekommen war, und Kelly McClain fand sich in einem Raum wieder, den er noch nie in seinem Leben gesehen hatte.
Langsam, ganz langsam sah er sich um, während sein Herzschlag schmerzhaft in seinen Ohren dröhnte. Er hatte seine Panik und sein Entsetzen in den ersten drei Minuten seiner Gefangenschaft herausgeschrien, aber jetzt fühlte er wieder, wie ihm die Angst die Kehle zuzuschnüren drohte. So gut es ging kämpfte er sie nieder. Es gab keinen Zweifel daran, dass er sich nicht mehr in seinem Büro im Reaktorlaboratorium der Universität befand, aber es würde ihn auch nicht wieder dorthin zurückbringen, wenn er jetzt die Nerven verlor.
Er saß in einer halbkreisförmigen Nische, die in einen kleinen Raum führte; sein Stuhl und etwa drei Viertel seines Schreibtisches hatten die Reise mitgemacht. Wände, Decke und Boden des Raums bestanden aus bronzefarbenem Metall und waren völlig kahl. Auf der rechten und linken Seite entdeckte er zwei Rechtecke, die wie Schiebetüren aussahen.
Es würde ihm kaum weiterhelfen, wenn er hier untätig herumsaß und darauf wartete, dass sich alles von selbst regelte, und da sich seine Beine so anfühlten, als könnten sie sein Gewicht wieder tragen, stand er auf und zwängte sich durch die schmale Lücke zwischen seinem Schreibtisch und der Nischenwand. Er bemerkte, dass der Schreibtisch glatt abgeschnitten worden war, vermutlich von dem weißen Nebel oder irgend etwas in ihm. Er ging zuerst zu dem Rechteck in der rechten Wand, aber wenn es sich tatsächlich um eine Tür handelte, konnte er zumindest keinen Weg finden, wie sie sich öffnen ließ. Mit der Tür auf der linken Seite erging es ihm nicht anders.
»Hallo?« rief er versuchsweise in den Raum.
»Kann mich jemand hören?«
Die Antwort kam so unerwartet, dass er zusammenzuckte.
»Guten Tag, Mensch«, sagte eine ausdruckslose Stimme. »Willkommen im Stryfkar Spielstudienzentrum auf Var-4. Ich darf annehmen, dass Sie auf Ihrer Reise keinerlei Schaden erlitten haben?«

 Ein Spielstudienzentrum?
Kellys Gedanken gingen zurück; er erinnerte sich plötzlich wieder an Artikel, die er während der letzten Monate in verschiedenen Zeitschriften und Boulevardblättern gesehen hatte und die von Leuten berichteten, die von außerirdischen Lebewesen in ein Spielzentrum entführt worden waren. Er hatte ein paar dieser Artikel rein aus Spaß gelesen, und dabei war ihm die Ähnlichkeit zwischen den Berichten aufgefallen: Es waren jedes mal zwei Menschen entführt worden, die ein unbekanntes Brettspiel gegeneinander hatten spielen müssen, bevor sie wieder zurück nach Hause durften. Typischer Zeitungsquatsch, hatte Kelly damals gedacht. Bei dem Ganzen handelte es sich offensichtlich um einen gut geplanten Schabernack.
Wie mochten sie wohl diesen weißen Nebel erzeugt haben?
Im Augenblick schien es am vernünftigsten, einfach mitzuspielen.
»Oh nein, ich hatte eine durchaus angenehme Reise, wenn auch ein bisschen langweilig.«
»Sie haben sich schnell auf Ihre neue Situation eingestellt«, fuhr die Stimme fort, und Kelly glaubte, eine Spur von Überraschung aus ihr heraushören zu können.
»Ich heiße Slaich. Und Sie?«
»Kelly McClain. Für einen Außerirdischen sprechen Sie unsere Sprache erstaunlich gut. Wie heißt Ihre Rasse überhaupt?«
»Ich bin ein Stryf. Unser Übersetzungscomputer arbeitet sehr gut, und zusätzlich hatten wir Informationen von mehreren Ihrer Artgenossen.«
»Richtig, ich habe davon gehört. Hat es einen besonderen Grund, dass Sie sie hierhin bringen - wo immer hier ist - und sie spielen lassen? Oder ist es ein Staatsgeheimnis?«
»Nein. Wir möchten einfach mehr über Ihre Rasse erfahren. Spiele gehören zu den psychologischen Mitteln, die wir dazu benutzen.«
»Warum können Sie nicht einfach mit uns sprechen? Oder noch besser, warum besuchen Sie uns nicht mal?«
Kelly fand seine Theorie von einem Schabernack immer weniger haltbar, so sehr er auch bemüht war, an sie zu glauben. Die Stimme, die völlig anders klang als die Computerstimmen, die er bisher gehört hatte, aber auch völlig anders als die eines Menschen, ließ irgendwie erahnen, dass sie die Wahrheit sagte. Kelly merkte, wie sich auf seiner Stirn Schweißtropfen bildeten.
»Sprechen kann uns bei den Dingen, über die wir mehr erfahren wollen, nicht weiterhelfen«, erklärte Slaich offen. »Was einen Besuch auf der Erde betrifft, muss ich sagen, dass die Transfere nur eine begrenzte Kapazität hat und wir nicht über Schiffe verfügen, die so weite Strecken zurücklegen können. Und allein möchte ich die Erde nicht besuchen.«
»Warum nicht?« Die ungeheure nervliche Belastung erfüllte Kelly mit dem Mut der Verzweiflung.
»So schrecklich können Sie doch nicht aussehen. Ich will Sie sehen - sofort.«
»Gut«, antwortete die Stimme ohne zu zögern.
Ein Teil der glänzenden Wand vor Kelly wurde schwarz, und davor tauchte unvermittelt ein dreidimensionales Bild auf - das Bild eines alptraumhaften Wesens mit zwei Beinen und zwei Armen, Kelly fühlte sich schwindlig und rang nach Luft, als sich der unförmige Kopf in seine Richtung drehte. Dann bewegte sich eine x-förmige Öffnung. »Was meinen Sie, Kelly? Habe ich Ähnlichkeit mit einem Menschen?«
»Ich - ich - ich , . .« Kelly konnte nicht verhindern, dass er stotterte, denn er hatte alle Hände voll zu tun, seinen rebellischen Magen unter Kontrolle zu bringen. Das Wesen vor ihm war echt - kein Maskenbildner auf der Welt hätte es fertigbringen können, einen Menschen in das zu verwandeln. Und farbige Hologrammfilme in dieser Größe und Deutlichkeit hatte er noch nie gesehen . . . jedenfalls auf der Erde nicht.
»Es tut mir leid, dass ich Sie so erschreckt habe«, sagte Slaich und wandte sich einer kleinen Kontrolltafel zu, die Kelly nicht bemerkt hatte. Man konnte deutlich erkennen, wie sich die Muskeln an seiner sechsfingrigen Hand bewegten, als er auf einen Knopf drückte. Das Bild verschwand, und die Wand nahm wieder ihr früheres Aussehen an.
»Vielleicht möchten Sie sich jetzt ausruhen und etwas essen«, fuhr die ausdruckslose Stimme fort.
Die Tür links von Kelly glitt zurück und gab den Blick auf einen möblierten Raum von der Größe eines durchschnittlichen Apartments frei. »Es wird noch einige Stunden dauern, bevor wir anfangen können. Ich werde Ihnen dann Bescheid geben.«
Kelly nickte nur, weil er nicht wußte, ob seine Stimme versagen würde und betrat das Zimmer. Hinter ihm schloss sich die Tür. An einer Wand, ungefähr in der Mitte des Raums, stand ein ganz normales Bett, und Kelly schaffte es, bis dorthin zu kommen, bevor seine Knie nachgaben.
Lange Zeit lag er so da, das Gesicht nach unten gedreht. Er zitterte am ganzen Körper, während er lautlos in sein Kissen schluchzte. Der Gefühlsausbruch verwirrte ihn, denn er hatte sich stets bemüht, stark und beherrscht zu sein, aber der Versuch, seine Emotionen zu unterdrücken, machte alles nur noch schlimmer. Schließlich gab er es auf und ließ seinen Gefühlen freien Lauf.
Ganz allmählich beruhigte er sich wieder und kam halbwegs zur Besinnung. Er drehte sich auf die Seite, wobei er sich instinktiv zusammenrollte, starrte auf die bronzene Wand und versuchte, nachzudenken.
Zumindest im Augenblick schien er sich in keiner direkten Gefahr zu befinden. Soweit er sich an die Zeitungsartikel erinnern konnte, wollten diese Fremden hier wirklich nur psychologische Studien betreiben und schickten die Versuchspersonen dann wieder nach Hause. Unter diesem Aspekt konnte man wahrscheinlich alles, was sie bisher getan hatten, betrachten; zweifellos hatten sie seine Reaktion sowohl auf ihre Worte wie auch auf Slaichs abruptes Erscheinen festgehalten. Er schauderte bei dem Gedanken an jenes fremdartige Gesicht und fühlte Zorn in sich aufsteigen. Auch wenn es sich um einen psychologischen Test handelte, würde er es Slaich nicht so leicht vergessen, dass er ihn nicht gewarnt hatte, bevor er sich ihm so mir nichts dir nichts gezeigt hatte.
Es war also wichtig, dass er ruhig blieb und eine brave Testperson abgab, damit er möglichst schnell wieder nach Hause kam. Und wenn er sich dabei noch seine Würde bewahren konnte, um so besser.
Er merkte nicht, dass er einnickte, bis er von einem leisen Geräusch geweckt wurde. »Ja?«
»Es ist Zeit«, meldete sich die Computerstimme. »Bitte verlassen Sie jetzt Ihren Ruheraum und begeben Sie sich in den Testraum.«
Kelly setzte sich auf und sah sich um. Es gab nur eine Tür im Zimmer, und das war die, durch die er hereingekommen war. Der Testraum musste demnach hinter der anderen Tür in dem Raum mit der Nische liegen.
»Woher kommt der andere Spieler?« wollte er wissen, nachdem er aufgestanden war und zur Tür ging.
»Oder erwischen Sie die Leute von der Erde immer rein willkürlich?«
»Wir stellen die Transfere gewöhnlich so ein, dass sie Personen herbringt, die sich in der Nähe von konzentrierten Energiequellen, vorzugsweise Fusions- oder Fissionsreaktoren, befinden. Allerdings muss ich Ihnen sagen, dass Sie sich irren, wenn Sie annehmen, gegen einen Menschen zu spielen.«
Kelly blieb wie vom Donner gerührt in der Tür stehen und musste sich am Rahmen festhalten.
Damit hatte er nicht gerechnet.
»Ach so. Danke für die Warnung. Eh ... gegen wen dann?«
»Gegen einen Olyt. Seine Rasse ist etwas weiter entwickelt als die Ihre; die Olyten haben bereits ein Imperium von acht Planeten in sieben Stellarsystemen errichtet. Wir haben sie gründlich studiert, obwohl ihre nächstgelegene Welt fast dreißig Lichtjahre von hier entfernt ist.«
Kelly zwang sich, weiterzugehen.
»Sind wir damit Nachbarn? Sie haben mir noch nicht verraten, wie weit die Erde von hier ist.«
»Ihre Erde ist ungefähr achtundvierzig Lichtjahre von hier und sechsunddreißig vom Heimatplaneten der Olyten entfernt. Nicht weit, was die allgemeinen Entfernungen betrifft.«
Die Tür auf der anderen Seite des Raums glitt zurück, als Kelly sich ihr näherte. Entschlossen trat er ein.
Der Spielraum war klein und in rötliches Dämmerlicht getaucht. In der Mitte des Raums stand ein Tisch mit einem kompliziert aussehenden Spielbrett, der einen großen Teil des verfügbaren Platzes einnahm. Zwei Stühle, von denen der eine merkwürdig geformt war, vervollständigten die Einrichtung. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich eine zweite Tür, vor der ein fremdes Wesen stand.
Diesmal war Kelly besser auf den Schock vorbereitet, und als er zum Tisch hinüberging, stellte er fest, dass von allen Gefühlen, die er empfand, das der Neugier überwog. Der Olyt war einen halben Kopf kleiner als er, und sein schlanker Körper war mit einer Art großer weißer Schuppen bedeckt. Er hatte zwei Beine und zwei Arme, die in Krallen bewehrten Fingern ausliefen. Die lange Schnauze schien eine Reihe von Zähnen zu verbergen, und die schwarzen Augen lagen tief unter vorgewölbten Brauen. Das Wesen erinnerte an einen schwanzlosen Albino-Alligator mit einem Schulterkoppel, einer großen Felltasche, wie sie die Schotten trugen und einer Baskenmütze auf dem Kopf . . .
Kelly und der Olyt erreichten ihre jeweilige Seite des Spieltischs ungefähr zur selben Zeit. Das Brett war kleiner, als es auf den ersten Blick ausgesehen hatte; der Fremde stand kaum mehr als eine doppelte Armlänge entfernt. Langsam hob Kelly seine geöffnete Hand in der Hoffnung, dass sein Gegenüber diese Geste richtig deuten würde.
»Hallo. Ich bin Kelly McClain; ein Mensch.«
Das fremde Wesen zuckte nicht zurück, aber es ging Kelly auch nicht an die Kehle. Es streckte ihm beide Arme entgegen, die es an den Handgelenken überkreuzt hatte, und Kelly konnte feststellen, dass es seine Krallen einziehen konnte. Aus seinem Mund drangen seltsam fremde Laute, Augenblicke später kam über einen unsichtbaren Lautsprecher die Übersetzung des Computers.
»Ich grüße dich. Ich bin Tlaymasy von der Rasse der Olyten.«
»Bitte nehmen Sie Platz«, ertönte Slaichs körperlose Stimme. »Sie beginnen, sobald Sie sich auf die Regeln geeinigt haben.«
Kelly blinzelte verständnislos. »Was?«
»Dieses Spiel hat keine festgelegten Regeln. Sie müssen sich untereinander einigen, was und wie Sie spielen, bevor Sie anfangen.«
»Welchen Sinn und Zweck hat das Ganze?« wollte Tlaymasy wissen.
»Wir wollen auf diese Weise die Interaktion zwischen einem Olyt und einem Menschen studieren«, erklärte Slaich. »Sie haben sicher schon von anderen Angehörigen Ihrer Rasse von diesem Experiment gehört.«
Kelly sah sein Gegenüber stirnrunzelnd an. »Du weißt, worum es geht?«
»Während der letzten sechzehn Jahre sind über einhundertachtundzwanzig Angehörige meiner Rasse vorübergehend entführt worden«, entgegnete der Olyt, und Kelly wünschte sich, den Ausdruck im Gesicht des anderen lesen zu können. Die Computerstimme klang emotionslos, aber in den Worten selbst schwang ein verärgerter Unterton mit.
»Einige von ihnen haben von diesem Spiel ohne Regeln erzählt. Meine Frage eben bezog sich allerdings auf den Einsatz.«
»Ach so. Nun, der Gewinner darf nach Hause zurückkehren.«
Kellys Herz setzte einen Schlag aus.
»Moment mal Und wer hat diese Regel festgelegt?«
»Die Regeln und der Einsatz werden von uns bestimmt«, antwortete Slaich ausdruckslos.
»Aber . . . Was passiert mit dem Verlierer?«
»Er muss bleiben und gegen einen neuen Gegner antreten.«
»Und was ist, wenn ich mich weigere, zu spielen?«
»Dann haben Sie von vornherein verloren.«
Kelly knurrte unwillig, aber er wusste, dass er nichts ändern konnte. Dann also wenigstens mit Würde, dachte er sarkastisch und konzentrierte sich auf das Spielbrett.
Es war offensichtlich so konzipiert, dass man mindestens ein Dutzend völlig verschiedener Spiele auf ihm spielen konnte. Das Brett war quadratisch, und rings um den Rand herum liefen zwei fünffarbige Streifen aus Quadraten, der eine mit einem sich ständig wiederholenden,der andere mit einem scheinbar willkürlichen Muster. Der Innenraum war mit einem schachbrettartigen Muster ausgefüllt, über das sich Gruppen konzentrischer Kreise und radialer Linien zogen. Auf einer Seite des Bretts befand sich ein Stapel durchsichtiger Platten mit ähnlicher Zeichnung sowie eine Reihe von Füßen, auf die man die Platten legte; auf der anderen entdeckte Kelly Spielsteine von verschiedener Form, Größe und Farbe, Karten, Würfel und ein Ding mit einem kleinen Displayschirm.
»Es scheint uns an nichts zu fehlen«, meinte er zu dem Olyt, der ebenfalls ihre Spielausrüstung betrachtete. »Ich schlage vor, wir legen zuerst fest, in welchem Bereich wir spielen. Wie war's mit den roten und den - ist das da blau? - Vierecken.« Er deutete auf das Schachbrett.
»Einverstanden«, sagte Tlaymasy.
»Als nächstes müssen wir die Spielart wählen. Kennst du Vier-Level?«
»Ich glaube kaum, aber vielleicht ist bei uns ein ähnliches Spiel bekannt. Erkläre mir doch die Spielregeln.«
So, wie Tlaymasy es beschrieb, schien es dem japanischen Go zu ähneln, mit dem Unterschied, daß die Spielsteine nur noch begrenzt beweglich waren, sobald sie sich auf dem Spielbrett befanden.
»Ich glaube, ich habe begriffen, wie es gespielt wird«, meinte Kelly, nachdem ihm der Fremde mit einem Schmetterlingsförmigen Spielstein einige Züge demonstriert hatte. »Natürlich bist du mir gegenüber im Vorteil, da du das Spiel kennst. Ich spiele mit, allerdings unter zwei Bedingungen: erstens, dass ein Angriff auf dritter oder vierter Ebene einen Zug vor dem eigentlichen Angriff angesagt werden muss.«
»Das schließt aber die Möglichkeit eines Überraschungsangriffs aus«, wandte Tlaymasy ein.
»Genau. Komm schon, du kennst das Spiel schon gut genug, um mir soweit entgegenzukommen.«
»Schön. Und die zweite Bedingung?«
»Dass wir zuerst ein Übungsspiel spielen. Mit anderen Worten, erst das zweite Spiel, das wir spielen, wird darüber entscheiden, wer von uns nach Hause zurück darf. Ist das zulässig?« fügte er mit einem Blick auf eine Ecke an der Decke des Raums hinzu.
»Was immer Sie untereinander ausmachen, ist bindend«, erwiderte Slaich,
Kelly sah seinen Gegner vielsagend an. »Tlaymasy?«
»In Ordnung. Fangen wir an.«
Kelly fand, dass er das Spiel schnell begriff, obwohl er schlecht begann und sich den größten Teil des Übungsspiels auf Verteidigung konzentrieren musste. Die Strategie, nach der Tlaymasy vorging, war nicht schwer zu durchschauen, und gegen Ende des Spiels wurde sich Kelly bewusst, dass er den nächsten Zug des Olyt oft schon voraussagen konnte.
»Ein interessantes Spiel«, meinte er, als sie ihre Spielsteine einsammelten und alles für das zweite Spiel vorbereiteten. »Wird es bei euch viel gespielt?«
»Eigentlich ja. Unsere Vorfahren haben mit diesem Spiel das logische Denken trainiert. Bist du bereit?«
»Okay«, nickte Kelly. Er merkte, dass sein Mund trocken war.
Diesmal vermied Kelly die Fehler, die er am Anfang des Übungspiels gemacht hatte, und als sich das Brett mit Steinen füllte, zeigte sich, dass seine Position fast genauso stark wie die von Tlaymasy war. Über das Brett gebeugt, überlegte er mit fast schmerzhafter Konzentration jeden neuen Zug, um seine gute Position nicht zu verlieren.
Und dann beging Tlaymasy einen großen Fehler, indem er einen Arm seiner Streitmacht einem Doppelangriff aussetzte. Kelly reagierte, und nach vier Zügen hatte er dem Gegner sechs Steine genommen - ein vernichtender Schlag.
Ein plötzliches, lautes Zischen ließ Kelly zusammen- fahren. Er sah auf, und sein triumphierendes Grinsen verschwand. Der Olyt starrte ihn mit leicht geöffnetem Mund an, in dem zwei Reihen scharfer Zähne zu erkennen waren. Die Hände hatte er auf den Tisch gelegt, und Kelly konnte sehen, wie er die Krallen ein- und ausfuhr.
»Eh . . . was ist los?« fragte er vorsichtig, während er die Muskeln anspannte, um im Notfall schnell genug reagieren zu können.
Einen Augenblick war es still; dann schloss Tlaymasy den Mund und zog seine Klauen wieder ganz ein.
»Ich habe mich nur geärgert, wie dumm ich gespielt habe. Es ist wieder vorbei. Spielen wir weiter.«
Kelly nickte und wandte sich wieder dem Spielbrett zu, allerdings in wesentlich gedämpfterer Stimmung. Im Eifer des Spiels hatte er fast vergessen, dass er um eine Fahrkarte nach Hause spielte. Jetzt sah es auf einmal ganz so aus, als ob er möglicherweise auch um sein Leben spielte. Tlaymasys Ausbruch war unschwer zu deuten: Der Olyt hatte offensichtlich nicht vor, eine Niederlage großmütig hinzunehmen.
Sie setzten das Spiel fort. Kelly tat sein Bestes, aber es wollte ihm nicht mehr gelingen, sich zu konzentrieren. Nach zehn Zügen hatte Tlaymasy seinen vorherigen Verlust wettgemacht. Kelly warf hin und wieder einen verstohlenen Blick auf den anderen, während sie spielten und überlegte, ob Tlaymasy es nicht von Anfang an genauso geplant hatte. Sicher würde er Kelly nie physisch angreifen, solange er selbst ein Gefangener auf einer unbekannten Welt war . . . oder doch? Vielleicht bedeutete ihm seine Ehre mehr als das eigene Leben, und vielleicht ließ es diese Ehre nicht zu, dass er gegen ein fremdes Wesen verlor.
Kelly spürte, wie ihm der Schweiß den Nacken hinunter rann. Er hatte keine Beweise für seine Theorie . . . aber auf der anderen Seite konnte er sich auch keinen Grund vorstellen, warum sie nicht möglich sein sollte. Die Reaktion seines Gegenspielers war wirklich nicht gerade freundlich gewesen.
Der Entschluss fiel ihm nicht schwer. Er würde sich zu seinem eigenen Besten zurückhalten - und wenn er dafür auch ein paar Tage länger hierbleiben musste. In voller Absicht setzte er einen gewagten Zug gegen Tlaymasys Streitmacht, ein riskanter Angriff, den er nur mit großem Glück gewinnen konnte.
Und natürlich war das Glück wie üblich nicht auf seiner Seite. Nach sieben weiteren Zügen hatte Tlaymasy gewonnen.
»Das Spiel ist aus«, ertönte Slaichs Stimme. »Tlaymasy, Sie begeben sich in ihren Transferraum und bereiten sich auf die Rückreise vor. Sie, Kelly McClain, begeben sich wieder in Ihren Ruheraum.«
Der Olyt erhob sich und hob die Arme mit den überkreuzten Handgelenken zum Gruß, bevor er sich umdrehte und durch seine Tür verschwand. Kelly stieß einen Seufzer der Erleichterung und seelischen Erschöpfung aus und kehrte dann in seinen eigenen Raum zurück.
»Für einen Anfänger haben Sie sehr gut gespielt«, folgte ihm Slaichs Stimme.
»Danke«, knurrte Kelly. Jetzt, da er nicht mehr Tlaymasys Zähne und Krallen vor sich hatte, fragte er sich, ob es nicht doch falsch gewesen war, das Spiel absichtlich zu verlieren.
»Wann spiele ich wieder?«
»In etwa zwanzig Stunden. Die Transfere muss neu eingestellt werden, nachdem sie den Olyt zurück auf seine Welt gebracht hat.«
Kelly hatte gerade die Tür zu seinem Ruheraum erreicht, »Zwanzig Stunden?« echote er und blieb stehen.
»Eine Sekunde,« Er drehte sich um und ging auf die Nische zu, in der sein Schreibtisch stand - aber schon nach zwei Schritten zuckte vor ihm ein roter Blitz auf. »Hey!« rief er erschrocken und sprang zurück, als er die Hitze fühlte, die von dem Blitz ausging.
»Was soll das?«
»Sie dürfen nicht an das Transfersystem.«
Slaichs Stimme durchschnitt wie ein Peitschenhieb den Raum.
»Blödsinn! Wenn ich hier einen ganzen Tag untätig herumhängen soll, dann will ich wenigstens die Bücher haben, die in meinem Schreibtisch liegen.«
Einen Augenblick war es still, und als Slaich dann antwortete, klang sein Ton ruhiger.
»Ich verstehe. Gut. Sie dürfen an Ihren Schreibtisch.«
Kelly schnaubte verächtlich und ging vorsichtig weiter, aber diesmal passierte nichts. Er zwängte sich vor seinen Schreibtisch, zog die unterste Schublade auf und holte drei Taschenbücher heraus, die er dort für den Fall deponiert hatte, wenn er einmal nichts zu tun hatte. Aus einer anderen Schublade förderte er ein halbes Dutzend Tageszeitungen zutage, die er hatte lesen wollen, und schließlich fiel ihm ein, noch ein paar Stifte und einen gelben Schreibblock mitzunehmen. Als er wieder in der Mitte des Raums stand, hielt er seine Ausbeute hoch.
»Sehen Sie? Alles völlig harmlos. Nicht eine einzige Neutronenbombe dabei.«
»Begeben Sie sich jetzt in Ihre Ruhekammer.«
Slaich schien Kellys Kommentar nicht lustig zu finden.
 Kelly hatte sich so auf das Spiel konzentriert, dass er völlig vergessen hatte, wie spät es war. Er hatte weder zu Mittag noch zu Abend gegessen, jetzt meldete sich sein Magen. Slaichs Anweisungen folgend, bediente er sich an den automatenähnlichen Apparaturen an einer Wand und bestellte  sich sein Essen, das kurz darauf aus einem Schlitz auftauchte. Es schmeckte nach nichts, füllte aber seinen hungrigen Magen, und noch während er aß, merkte Kelly, wie sich seine Stimmung hob. Danach nahm er sich eins der Taschenbücher und machte es sich auf seinem Bett bequem, doch anstatt zu lesen, starrte er die Decke an und dachte nach.
Es bestand jetzt kein Zweifel mehr daran, dass das, was hier mit ihm passierte, Wirklichkeit war. Und es bestand genauso wenig Hoffnung, dass er seinen Entführern entkommen konnte. Es gab keinen sichtbaren Ausgang aus den Räumen, abgesehen von der Transfere, deren Mechanismus hinter Metall wänden verborgen war und den er wahrscheinlich doch nicht begreifen konnte. Kelly konnte sich nur an Slaichs Worte halten, dass die Stryfkar vorhatten, ihn irgendwann wieder nach Hause zu schicken, und da sie vermutlich seinen Vorgängern ähnliches versprochen und es auch gehalten hatten, hatte er keinen Grund, ihnen nicht zu glauben. Sicher, diesmal hatten sie offensichtlich die Spielregeln geändert, aber Tlaymasy hatte anklingen lassen, dass die Stryfkar dies schon mit mehreren Angehörigen seiner Rasse gemacht und sie hinterher wie versprochen freigelassen hatten. Die große Frage war also, ob er das nächste Spiel, das er spielen musste, gewinnen konnte.
Kelly runzelte die Stirn. Er war nie ein besonders guter Spieler gewesen. Beim Schach hatte er zwar häufiger gewonnen, aber bei den anderen Spielen seines begrenzten Repertoires konnte man seine Siege zählen. Und trotzdem wäre es ihm heute fast gelungen, ein fremdes Wesen bei dessen eigenem Spiel zu schlagen. Ein fremdes Wesen, wohlgemerkt, dessen Rasse über ein Imperium von acht Planeten herrschte. Es konnte natürlich sein, dass Tlaymasy in diesem Spiel nicht besonders gut war - aber auf der anderen Seite hätte er schon ein Riesendummkopf sein müssen, wenn er ein Spiel vorschlug, in dem er schlecht war. Und nicht zu vergessen Slaichs Reaktion nach dem Spiel; sie bewies deutlich genug, dass der Stryf nicht damit gerechnet hatte, dass Kelly sich so gut halten würde. Bedeutete das vielleicht, dass er als mittelmäßiger Stratege immer noch besser war als der durchschnittliche Olyt?
Wenn diese Vermutung zutraf, dann durfte es für ihn eigentlich keine Probleme mehr geben. Es musste relativ einfach sein, seinen nächsten Gegner zu schlagen, ganz egal, wer er sein würde, besonders wenn sie ein Spiel aussuchten, das beide noch nicht oft gespielt hatten. Vier-Level wäre vielleicht nicht schlecht, wenn sein neuer Gegenspieler nicht wieder ein Olyt war; es war ein interessantes Spiel, das man außerdem leicht lernen konnte, so dass man es zumindest in groben Zügen beherrschte. Vielleicht lohnte es sich sogar, es auf den Markt zu bringen, wenn er wieder zu Hause war. Das Geschäft mit Spielen blühte im Augenblick, und wenn ihn Vier-Level auch kaum zu einem reichen Mann machen würde, konnte es doch wenigstens ein kleines Taschengeld einbringen.
Auf der anderen Seite . . . warum eigentlich diese Eile, wieder nach Hause zu kommen?
Kelly wälzte sich herum, als ihm ein ziemlich kühner Gedanke kam. Wenn er wirklich besser war als die meisten dieser fremden Wesen, dann bedeutete das doch, dass er jederzeit selbst bestimmen konnte, wann er wieder nach Hause zurückkehren wollte, indem er einfach das Spiel gewann, das er gerade mit einem anderen spielte. Und in diesem Fall konnte er doch ruhig noch eine Woche bleiben und in dieser Zeit ein paar neue Spiele lernen.
Je länger er darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm die Idee. Sicher, sie mochte nicht ungefährlich sein, aber barg nicht jedes einträgliche Geschäft ein gewisses Risiko? Und so gefährlich konnte es nicht sein - schließlich war das Ganze ein psychologisches Experiment, nicht wahr?
»Slaich?« rief er gegen die Metalldecke.
»Ja?«
»Was passiert, wenn ich auch das nächste Spiel verliere?«
»Sie werden so lange hierbleiben, bis Sie ein Spiel gewonnen haben oder bis der Test abgeschlossen ist.«
Man schien ihn also nicht bestrafen zu wollen, wenn er weiterhin verlor. Die Stryfkar hatten sich ein für seine Begriffe eher simples Experiment ausgedacht. Die Psychologen zuhause auf der Erde wären sicher auf etwas viel Komplizierteres gekommen. Ließ diese Tatsache darauf schließen, dass die Menschen sogar bessere Strategen als die Stryfkar waren?
Eine interessante Frage, die ihn aber im Augenblick nicht weiter interessierte, Er hatte ein winziges Stück Raum zum Manövrieren in der von ihnen kontrollierten Situation entdeckt, und diese Vorstellung gab ihm ein tiefes Gefühl der Befriedigung. Regeln waren da, um abgewandelt zu werden.
Apropos Regeln . . . Kelly legte das Buch aus der Hand, wälzte sich vom Bett und ging hinüber an den Klapptisch, der in seiner Ruhezelle stand. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, sagte er sich energisch. Er nahm einen Stift und seinen Notizblock und begann, das Spielbrett für Vier-Level aufzuzeichnen und die Spielregeln zu notieren.

An: Büro Direktor Rodau 248700,
      R. B.t Clars
Von: Büro Direktor Eftis
        379214 Spielstudien, Var-4

Betreff: Studium der
            Menschen
Datum: 3. Lysmo 3829


Lieber Rodau,
das Menschenproblem nimmt einige erschreckende Aspekte an, und wir kommen immer mehr zu der Überzeugung, dass wir auf eine weitere Rasse wie die der Chanis gestoßen sind. Die Einzelheiten gehen Ihnen nach Abschluss der Analysen zu, aber ich möchte Ihnen vorab schon dieses Schreiben schicken, um Ihnen möglichst viel Zeit zu geben, einen Angriff zu empfehlen, falls Sie dies für nötig erachten sollten.
Mit entsprechender Erlaubnis haben wir vor acht Tagen mit einer Phase-III-Studie begonnen. Unser Mensch hat inzwischen gegen Angehörige von vier Rassen gespielt; gegen einen Olyt, einen Fiwalik, einen Spromsa und einen Thim-fra-chee. In jedem Fall stammte das Spiel, auf das sich die Spieler einigten, von der Welt des nichtmenschlichen Spielers, wobei sich der Mensch geringfügige Änderungen ausbedang. Wie erwartet, hat der Mensch jedes mal verloren - aber in jedem Fall war er bis zu den letzten Zügen immer klar im Vorteil. Unser Kontaktspezialist, Slaich 898661, äußerte schon ziemlich am Anfang die Vermutung, dass der Mensch möglicherweise absichtlich verlieren würde, aber ein Motiv für dieses Verhalten konnte er uns nicht nennen, da für den Menschen ja immerhin seine Ehre und Freiheit auf dem Spiel stehen. In einem Gespräch vom 1. Lysmo (Band liegt bei) hat der Mensch nun offen unseren Verdacht bestätigt und durchblicken lassen, dass sein Motiv materieller Gewinn sei. Er nutzt die Tests aus, die Spiele seiner Gegner zu lernen, um sie dann nach seiner Rückkehr auf seinen Heimatplaneten dort gegen Bezahlung einzuführen.
Sie werden sicher die Übereinstimmungen mit der Psychologie der Chanis bemerkt haben: das Verlangen nach materiellem Gewinn, selbst unter Einsatz der eigenen Sicherheit sowie die stillschweigende Überzeugung, sich dank seiner eigenen Fähigkeiten aus der augenblicklichen Lage befreien zu können, wann immer man will. Die Geschichte zeigt uns, dass die Chanis, abgesehen von ihrem elementaren taktischen Können, gerade durch diese Eigenschaften zu ihren praktisch aussichtslosen Eroberungszügen motiviert wurden. Wichtig ist außerdem die Tatsache, dass der Mensch keine Anzeichen für eine militärische oder taktische Ausbildung erkennen lässt, er also durchaus als typischer Vertreter seiner Rasse bezeichnet werden kann.
Sollten nicht die weiteren Studien Charaktermängel aufdecken, die einen späteren Expansionsdrang wie im Fall der Chanis ausschließen, befürworte ich die Überlegung, ob diese Rasse nicht besser so schnell wie möglich zu vernichten sei. Da wir unbedingt die gesamten strategischen Fähigkeiten dieser Rasse herausfinden müssen - und da unsere Testperson nicht zur Zusammenarbeit bereit ist - sind wir gezwungen, einen höheren Einsatz festzusetzen. Die Ergebnisse dürften sehr aufschlussreich sein und werden Ihnen baldmöglichst zugehen.
Mit freundlichem Gruß

Eftis


Die Tür glitt zurück, und Kelly betrat den Testraum. Er war neugierig, gegen welches seltsame Wesen er diesmal antreten musste. Der Raum war wieder bis auf die rote Dämmerbeleuchtung abgedunkelt, was auf jemanden von einer Welt mit einer roten Sonne hinwies, und als sich Kellys Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, erkannte er einen weiteren jener Alligator ähnlichen Olyten.
»Ich grüße dich«, begann Kelly, wobei er die Handgelenke überkreuzte und die Arme so hochhielt, wie er es bei seinem ersten Spiel hier gesehen hatte. »Ich bin Kelly McClain, ein Mensch.«
Der Olyt erwiderte den Gruß. »Ich bin Ulur Achranae, ein Olyt.«
»Freut mich, dich kennenzulernen. Was bedeutet Ulur?«
»Es ist ein Ehrentitel für meine Stellung. Ich befehlige eine Streitmacht von sieben Raumschiffen.«
Kelly schluckte. Ein erfahrener Militär. Ein Glück, dass er sich mit seiner Rückkehr nach Hause Zeit lassen konnte und nicht unbedingt gewinnen musste.
Interessant. Nun, dann schlage ich vor, wir fangen an.«
Achranae nahm auf seiner Seite des Tisches Platz.
»Bringen wir diese Farce so schnell wie möglich hinter uns.«
»Was meinst du mit Farce?« fragte Kelly vorsichtig, während er sich ebenfalls setzte. Er war keineswegs vertraut mit dem Mienenspiel und den Emotionen eines Olyt, aber er hätte schwören können, dass dieser hier vor ihm zornig war.
»Spiel nicht den Unwissenden«, zischte das fremde Wesen.
»Ich kenne deinen Namen aus den Berichten und weiß, wie du dieses Spiel für die Stryfkar gegen einen Angehörigen meines Volkes gespielt hast, wobei du ihn wie ein Versuchskaninchen studiert und ihn anschließend gewinnen lassen hast. Es gefällt uns ganz und gar nicht, dass ihr unsere Leute einfach entführt-«
»Hey! Moment mal, ich gehöre nicht zu ihnen. Sie haben auch Leute von meinem Volk entfuhrt. Ich glaube, es handelt sich um irgendein psychologisches Experiment.«
Der Olyt starrte ihn einen langen Augenblick an, ohne etwas zu sagen.
»Wenn du das wirklich glaubst, dann musst du ein Dummkopf sein«, meinte er schließlich ruhiger.
»Schön; also, fangen wir an.«
»Bevor Sie anfangen», möchte ich eine wichtige Änderung in den Regeln ankündigen«, unterbrach sie Slaichs Stimme. »Sie werden statt einem jetzt drei verschiedene Spiele spielen und jeweils die Regeln ausmachen, bevor Sie anfangen. Derjenige, der zwei oder drei Spiele gewinnt, darf nach Hause zurückkehren. Der andere muss sterben.«
Es dauerte einen Moment, bis Kelly begriffen hatte, was das bedeutete. »Was?« rief er fassungslos. »Das könnt ihr nicht machen!« Ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Tisches, stieß Achranae ein leises Zischen aus, das nicht zu übersetzen war. Seine Krallen waren voll ausgefahren und kratzten über das Spielbrett.
»Es bleibt dabei«, antwortete Slaich ausdruckslos. »Und nun fangen Sie an.«
Kelly warf Achranae einen verzweifelten Blick zu und sah dann wieder hoch zur Decke. »Wir spielen nicht um unser Leben. So etwas ist barbarisch, und wir sind beide zivilisiert.«
»Zivilisiert.« Slaichs Stimme klang plötzlich verächtlich. »Ihr Volk kann noch nicht einmal Schliffe in den Raum schicken, und da nennen Sie sich zivilisiert? Und Ihr Gegner ist auch nicht viel besser,«
»Wir herrschen über ein Gebiet von fünfzehn Lichtjahren«, erinnerte Achranae den unsichtbaren Stryf ruhig; sein Zornausbruch war offensichtlich schon wieder vorbei. Olyten schienen zwar leicht erregbar, überlegte Kelly, aber ihre Wut war ebenso schnell wieder verraucht.
»Ihre acht Welten sind nichts im Vergleich zu unseren vierzig.«
»Es heißt, dass die Chanis nur fünf hatten, als sie euch angegriffen haben.«
Slaich sagte nichts, und sein Schweigen hing bedrohlich über dem Raum.
»Wer sind die Chanis?« Kelly unterdrückte mühsam das Gefühl, flüstern zu müssen.
»Es wird erzählt, dass sie eine zahlenmäßig kleine, aber ungewöhnlich aggressive Rasse waren, die vor vielen Generationen fast die Stryfkar besiegt hätten. Wir haben diese Geschichten von den Händlern gehört, aber wir können nicht sagen, wie weit sie wahr sind.« »Wahr oder nicht jedenfalls scheinst du da an einen wunden Punkt gerührt zu haben«, meinte Kelly. »Was ist, Slaich? Hat er recht?«
»Fangen Sie an«, befahl der Stryf, ohne auf Kellys Frage einzugehen.
Kelly warf einen flüchtigen Blick auf Achranae und wünschte, den Ausdruck des anderen deuten zu können. Kannten Olyten die Kunst des Bluffens?
»Ich habe doch gesagt, wir spielen nicht um unser Leben.«
Die Antwort wurde ihm in Form des nur allzu gut bekannten roten Blitzes gegeben, der unmittelbar vor seinem Gesicht aufzuckte. Kelly stieß sich instinktiv so hart vom Tisch ab, dass er mitsamt seinem Stuhl nach hinten überkippte. Als er auf dem Boden aufschlug, sah er Sterne vor seinen Augen. Er rollte herum und blieb bäuchlings liegen. Vorsichtig hob er den Kopf. Das rote Licht verblasste, und nach einem Moment kam Kelly langsam auf die Füße. Achranae saß ebenfalls nicht mehr am Tisch, wie er bemerkte, sondern stand ein Stück weiter zurück und hatte eine Art Verteidigungsstellung eingenommen.
»Wenn Sie nicht spielen, müssen Sie beide sterben.« Slaichs Stimme klang sanft, fast emotionslos, und doch bekam Kelly eine Gänsehaut, Achranae hatte recht gehabt; das hier war kein einfaches psychologisches Experiment. Die Stryfkar suchten nach potentiellen Feinden - und sowohl die Menschen wie auch die Olyten standen ganz offensichtlich auf ihrer Liste.
Und es gab noch keine Möglichkeit zur Flucht. Kelly sah Achranae an und zuckte hilflos die Achseln.
»Sieht ganz so aus, als ob uns keine andere Wahl bleibt, was?«
Der Olyt richtete sich langsam auf.
»Im Moment jedenfalls nicht.«
»Da diese Partie so wichtig für uns beide ist«,
sagte Kelly, als sie sich wieder gesetzt hatten, »schlage ich vor, dass du das erste Spiel aussuchst, während ich einige Änderungen vorbringe, die dir ein paar Vorteile nehmen - natürlich Veränderungen, mit denen wir beide einverstanden sein müssen. Ich suche dann das zweite Spiel aus, und du schlägst bei ihm die Veränderungen vor.«
»Das klingt fair. Und das dritte Spiel?«
»Ich weiß noch nicht. Unterhatten wir uns darüber, wenn wir die beiden ersten gespielt haben.«
Es dauerte fast eine Stunde, bis sie sich auf das erste Spiel und die entsprechenden Modifikationen geeinigt hatten. Achranae entschied sich für drei der durchsichtigen Spielbretter mit ihren Stützen, mit denen er ein dreidimensionales Spielfeld aufbaute;
bei dem Spiel selbst handelte es sich um eine Art 3-D »Flottenmanöver«, das aber auch Elemente von Schach, Monopoly und sogar Poker enthielt. Zu Kellys Überraschung ließ sich dieser Mischmasch tatsächlich spielen, und wenn der Einsatz nicht so hoch gewesen wäre, hätte es ihm richtig Spaß gemacht. Die von ihm vorgeschlagenen Modifikationen der Regeln waren eine geringfügige Änderung der Form des Spielgebietes - die nach Kellys Überlegung die üblichen Positionsstrategien verändern würde - sowie die Einführung einer Art »Joker«.
»Ich schlage weiter vor, dass wir ein Übungsspiel spielen, bevor es ernst wird«, fügte er hinzu.
Die dunklen Augen des Olyt bohrten sich in seine. »Warum?«
»Warum nicht? Ich habe dieses Spiel noch nie gespielt, und du hast es noch nie mit diesen neuen Regeln gespielt. Auf diese Weise würde das entscheidende Spiel doch viel fairer. Ehrlicher. Und mit dem zweiten und dritten Spiel halten wir es dann genauso.«
»Ehrlich? Ach so - es ist eine Frage der Ehre?«
Das fremde Wesen legte den Kopf auf die rechte Seite. Ein Nicken? »Einverstanden. Fangen wir an.«
Auch mit den eingeführten Veränderungen war das Spiel - Achranae nannte es Himmelsmarsch - immer noch dem ursprünglichen olytischen Spiel sehr ähnlich, und Achranae konnte das Übungsspiel mühelos für sich entscheiden. Kelly hatte den starken Verdacht, dass Himmelsmarsch zu den Pflichtkursen an der Raumakademie der Fremden gehörte, denn für ein normales Spiel sah es zu sehr nach Raum- kriegsführung aus.
»Ist es wahr, was der Stryf über dein Volk gesagt hat?« fragte Achranae, als sie sich auf das Wiederholungsspiel vorbereiteten.
»Ich meine, dass ihr keine Raumfahrer seid?«
»Wie? Ach so, ja«, erwiderte Kelly abwesend, da er in Gedanken mit der Strategie für das bevorstehende Spiel beschäftigt war. »Wir stehen noch ganz am Anfang, was die Raumfahrt betrifft.«
»Das überrascht mich, da du die Taktik der Raumkriegsführung so schnell begreifst.«
Er fuhr mit eingezogenen Krallen über das Spielbrett. »Und es ist auch sehr bedauerlich, denn in diesem Fall werdet ihr nicht in der Lage sein, Widerstand zu leisten, falls die Stryfkar beschließen sollten, euch zu vernichten.«
»Sicher nicht, aber warum sollten sie das wollen? Wir können doch überhaupt keine Gefahr für sie sein.«
Wieder deutete Achranae mit seiner Klaue auf das Spielbrett. »Wenn du ein typischer Vertreter deiner Rasse bist, dann sind bei deinem Volk taktische Begabung und Aggressivität ungewöhnlich stark ausgeprägt. Solche Charaktereigenschaften würden euch zu einem wertvollen Verbündeten oder gefährlichem Gegner jeder raumfahrenden Rasse machen.«
Kelly zuckte die Achseln.
»Vielleicht wollen sie uns auf ihre Seite ziehen?«
»Das kann ich mir nicht vorstellen. Die Stryfkar sind als sehr stolze Rasse bekannt, die keine Verbündeten braucht. Die Art und Weise, wie sie mit den Angehörigen unserer Völker umgehen, dürfte keine Zweifel an ihrer Einstellung zu uns lassen.«
Der Olyt schien wieder einmal kurz vor einem Zornesausbruch zu stehen, wie Kelly unbehaglich feststellte. Es schien angebracht, das Thema zu wechseln.
»Eh, ja. Fangen wir an?«
Achranae stieß ein langes Zischen aus. »Einverstanden.«
Der Ausgang des Spiels stand im Grunde von Anfang an fest. Kelly gab sich Mühe, aber es war offensichtlich, dass der Olyt besser dreidimensional denken konnte als er. Mehrere Male verlor er einen Stein, nur weil er einen logischen Zug, den er hatte machen können, einfach übersah. Der Schweiß brach ihm aus, und er versuchte, sich dazu zu zwingen, langsamer zu spielen und über jeden Zug länger nachzudenken. Doch es half nicht. Unerbittlich zog Achranae die Schlinge zusammen, und nach kurzer Zeit schon war alles vorbei,
Kelly lehnte sich zurück und atmete tief aus. Es war völlig natürlich, sagte er sich - er hatte damit rechnen müssen, ein Spiel zu verlieren, bei dem alle Vorteile auf der Seite des Gegners lagen. Beim nächsten Spiel würde alles anders ein, denn dann würde er sich auf vertrautem Boden bewegen und selbst die Waffen bestimmen, mit denen er kämpfen wollte . . .
»Hast du dir schon ein Spiel ausgesucht, das wir als nächstes spielen?« unterbrach ihn Achranae in seinen Gedanken.
»Immer mit der Ruhe, ja?« blitzte Kelly sein Gegenüber ärgerlich an. »Ich muss eben überlegen.«
Es war keine einfache Entscheidung. Kelly war bei weitem am besten im Schach, aber Achranae hatte ja bereits unter Beweis gestellt, dass er ein äußerst geschickter Stratege war, zumindest was Spiele betraf, die mit Kriegsführung zu tun hatten. In Anbetracht dieser Tatsache war Schach womöglich reichlich riskant. Bei Kartenspielen war zu viel Glück im Spiel, und bei diesem zweiten Spiel musste Kelly darauf achten, dass die Vorteile möglichst auf seiner Seite waren. Wortspiele wie Scrabble kamen verständlicherweise ebenfalls nicht in Frage. Dame oder Mühle war zu einfach. Backgammon? Das war zwar ein Spiel, das nichts mit Krieg zu tun hatte, aber Kelly hatte es selbst noch nicht oft gespielt. Und- und ein physisches Spiel?
»Slaich? Könnte ich ein paar zusätzliche Dinge bekommen? Ich brauche einen längeren Tisch, zwei Schläger, irgendeinen kleinen Ball, der springt . . .«
»Spiele, für die eine besondere körperliche Begabung nötig ist, sind bei dieser Art Wettkampf unfair«, erklärte Slaich, »und deshalb nicht zulässig.«
»Ich habe nichts dagegen«, mischte sich Achranae plötzlich ein, und Kelly sah ihn überrascht an. »Sie haben gesagt, dass wir die Spiele und Regeln frei bestimmen könnten, und diesmal darf Kelly McClain wählen.«
»Wir sind an psychologischen Studien interessiert« entgegnete Slaich, »nicht an der Leistungsfähigkeit Ihrer Muskeln und Gelenke. Suchen Sie sich ein Spiel aus, das mit den zur Verfügung stehenden Mitteln gespielt werden kann.«
»Es ist nicht ehrlich«
»Schon gut, Achranae«, unterbrach ihn Kelly, dem es leid tat, dass er überhaupt so etwas vorgeschlagen hatte.
»Slaich hat recht; es wäre wirklich unfair. Es war nicht ehrlich von mir, ein solches Spiel vorzuschlagen. Ich möchte mich dafür entschuldigen.«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, widersprach der Olyt. »Zu tadeln sind ganz allein die, die uns hierher gebracht haben.«
»Du hast recht«, nickte Kelly und sah hinauf zur Decke. Achranae war nicht sein Feind, sondern nur sein Gegner im Spiel; sein wirklicher Feind waren die Stryfkar.
Er räusperte sich. »Okay, Achranae, ich bin soweit. Das Spiel heißt Schach . . .«
Der Olyt begriff das Spiel und seine Regeln so schnell, dass Kelly sich fragte, ob die Fremden auf ihrer Heimatwelt ein ähnliches Spiel kannten. Glücklicherweise schienen die Zugmöglichkeiten mit dem Springer Achranae fremd zu sein, so dass Kelly hoffen konnte, dadurch die taktische Erfahrung des anderen ausgleichen zu können. Achranae seinerseits schlug vor, dass die Bauern nicht nur vorwärts, sondern auch rückwärts ziehen durften. Nachdem Kelly sich einverstanden erklärt hatte, begannen sie mit dem Übungsspiel.
Es war schwerer, als Kelly erwartet hatte. Die neue Regel, dass der Bauer auch rückwärts ziehen konnte, verursachte ihm große Schwierigkeiten, in der Hauptsache, weil es ihm einfach nicht gelingen wollte, diese Möglichkeit in seine Strategie mit einzubeziehen. Nach fünfzehn Zügen hatte er beide Läufer und einen seiner wichtigen Springer verloren, und Achranaes Dame saß ihm dicht im Nacken.
»Ein interessantes Spiel«, meinte der Olyt ein paar Züge später, nachdem es Kelly gelungen war, einen Angriff ungeschoren zu überstehen.
»Bist du in dieser Spieltechnik besonders ausgebildet worden?«
»Nein, eigentlich nicht«, antwortete Kelly, der froh über die Unterbrechung war. »Ich spiele nur zum Spaß mit meinen Freunden. Warum?«
»Geschick beim Spiel ist die Fähigkeit, irgendwie einer scheinbar sicheren Niederlage doch noch entgehen zu können. Wenn man von diesem Gesichtspunkt ausgeht, hast du sehr viel Geschick.«
Kelly zuckte die Achseln. »Ich glaube, es ist einfach ein bisschen Naturbegabung.«
»Interessant. Auf meiner Welt müssen solche Fähigkeiten erst langsam erlernt werden.« Achranae deutete auf das Spielbrett. »Bei uns gibt es ein Spiel, das diesem in vieler Hinsicht ähnelt; würde ich es nicht so gut beherrschen, dann hätte ich mit wenigen Zügen gegen dich verloren.«
»Hmmm«, murmelte Kelly. Er war sich zwar ziemlich sicher gewesen, dass es nicht einfach Anfängerglück bei Achranae war, aber irgendwie hatte er doch gehofft, dass er sich irrte.
»Spielen wir weiter, ja?«
Kelly gewann schließlich das Spiel, aber nur, weil Achranae seine Dame an Kellys letzten Springer verlor und Kelly sich diesen Fehler zunutze machte, ohne selbst eine größere Dummheit zu begehen.
»Bist du soweit, dass wir mit dem richtigen Spiel anfangen können?« wollte Achranae wissen, als sie ihre Steine vom Spielbrett eingesammelt hatten.
Kelly nickte beklommen. Jetzt ging es ums Ganze. »Ja. Bringen wir's hinter uns.«
Sie würfelten, wer anfangen durfte, und das Glück entschied sich für Achranae, der die Partie mit dem Königsbauern eröffnete. Kelly antwortete mit einem Zug, der als Sizilianische Verteidigung bezeichnet wurde, wie er sich dunkel erinnerte. Beide spielten so vorsichtig und defensiv, dass während der ersten zwanzig Züge nur jeder einen Bauern verlor. Obwohl der Raum voll klimatisiert war, brach Kelly der Schweiß aus, und während sein Gegner allmählich seine Figuren in Angriffspositionen brachte, baute er selbst so gut er konnte seine Verteidigung auf. Der Angriff endete in einem vernichtenden Gemetzel, das beide insgesamt acht weitere Figuren kostete . . . und Kelly einen Turm.
Mit zitternden Fingern strich sich Kelly eine Strähne aus der Stirn und betrachtete schluckend das Spielbrett. Es sah nicht besonders gut für ihn aus. Achranae kontrollierte jetzt die Mitte des Bretts, und sein König war besser verteidigt als der von Kelly. Aber noch schlimmer war, dass der Olyt mittlerweile die Zugmöglichkeit des Springers voll erfasst zu haben schien, während Kelly immer noch Probleme mit seinen Bauern hatte. Sollte Achranae auch dieses Spiel gewinnen. . .
»Machst du dir Sorgen?«
Kelly fuhr zusammen und sah seinen Gegner an. »Ich ---« Seine Stimme versagte, und er versuchte es noch einmal, »Ich bin nur etwas nervös.«
»Vielleicht sollten wir das Spiel unterbrechen, bis du dich wieder besser konzentrieren kannst«, schlug Achranae vor.
Wenn es etwas gab, auf das Kelly im Augenblick wirklich verzichten konnte, dann war es das Mitgefühl des fremden Wesens ihm gegenüber. »Nein, schon gut«, erwiderte er gereizt.
Achranae sah ihn ausdruckslos an.
»In diesem Fall möchte ich für mich um eine kurze Pause bitten. Bist du damit einverstanden?«
Kelly starrte ihn an, während er langsam begriff. Es lag auf der Hand, dass Achranae keine Pause nötig hatte, denn er lag klar im Vorteil und war schon auf halbem Weg nach Hause. Außerdem wusste Kelly, wie ein erregter Olyt aussah, und Achranae zeigte keins der bekannten Symptome. Nein, wenn er Kelly jetzt die Gelegenheit gab, wieder ruhig zu werden, half er damit nur dem Menschen ... und als er in das Gesicht seines Gegenübers blickte, erkannte Kelly, dass sich auch der Olyt dieser Tatsache völlig bewusst war.
»Ja«, meinte Kelly schließlich. »Unterbrechen wir die Partie. Sagen wir, für eine halbe Stunde, ja?«
»Einverstanden.« Achranae erhob sich und legte die Handgelenke übereinander. »Ich werde bereit sein, wenn du bereit bist.«
Die Decke über Kellys Bett war fugenlos glatt, ohne auch nur die geringste Unebenheit. Trotzdem reflektierte sie Bilder schlechter, als er erwartet hätte. Es erstaunte ihn, aber er dachte nicht weiter darüber nach, denn es gab weitaus Wichtigeres.
Er zog seinen linken Arm unter seinem Kopf hervor und sah auf die Uhr. Noch fünf Minuten, dann würde Slaich die kleine Glocke ertönen lassen, die sie zurück in die Arena rief. Kelly seufzte.
Was sollte er tun?
Seltsamerweise   galt   seine   Hauptsorge   nicht  mehr   dem Schachspiel. Natürlich steckte er immer noch in großen Schwierigkeiten, aber die Pause hatte ihm geholfen, sich wieder zu fangen, und er hatte sich schon zwei oder drei Angriffstaktiken für den weiteren Spielverlauf zurechtgelegt. Solange er seine Gedanken zusammenhielt, hatte er eine gute Chance, aus seiner jetzigen Position heraus doch noch zu gewinnen. Und genau das war Kellys eigentliches Problem . . . sollte er die Partie nämlich tatsächlich gewinnen, dann würde es zu einem dritten .Spiel kommen. Ein Spiel, das entweder er oder Achranae verlieren musste.
Kelly wollte nicht sterben. Er konnte eine ganze Reihe hochklingender Gründe vorbringen, warum er weiterleben musste und von denen zumindest einer - nämlich die Tatsache, dass außer ihm kein Mensch wußte, welche große Gefahr hinter diesen »Spielen« lauerte - stichhaltig war, aber genau genommen war es einfach so, dass er nicht sterben wollte. Ganz egal, wie das dritte Spiel aussehen würde, er wußte, dass er so gut und verbissen kämpfen würde, wie er konnte.
Trotzdem . . .
Kelly wälzte sich unruhig herum. Aber auch Achranae hatte es nicht verdient, zu sterben. Er war nicht nur genau wie Kelly ein unfreiwilliger Teilnehmer bei diesem verrückten Wettstreit, sondern hatte auch absichtlich auf seine beste Chance verzichtet, den Kampf endgültig für sich zu entscheiden. Vielleicht war es weniger sein Sinn für Fairness als vielmehr ein sehr strenger Ehrenkodex gewesen, der ihm verboten hatte, aus der momentanen Panik seines Gegners Kapital zu schlagen; wie auch immer, den wirklichen Grund würde Kelly wahrscheinlich nie erfahren. Aber das war eigentlich auch nicht wichtig. Sollte Kelly das Schachspiel jedenfalls gewinnen, dann hatte er seinen Sieg Achranae zu verdanken.
Das dritte Spiel . . .
Was wäre am fairsten? Sich ein Spiel auszudenken, das sie beide noch nie vorher gespielt hatten? Das wäre wahrscheinlich ziemlich fair, weil in diesem Fall Kellys angeborene taktische Fähigkeit gegen die erlernte von Achranae stand. Auf der anderen Seite würden sie damit den Stryfkar eine weitere Gelegenheit bieten, sie in der Aktion zu studieren, und Kelly verspürte nicht den geringsten Wunsch, mit seinen Entführern mehr als nötig zu kooperieren. Kelly war aufgefallen, daß Achranae ähnlich zu denken schien. Flüchtig kam ihm der Gedanke, wie lange die Stryfkar sich wohl schon Angehörigen Achranaes Rasse bemächtigten und warum diese nicht zurückgeschlagen hatten. Wahrscheinlich wussten sie nicht, wo sich dieses Spielstudienzentrum befand, überlegte er. Sicher war es so gut wie unmöglich, dem Weg der Transfere zu folgen. Wenn er und Achranae den Stryfkar nicht noch mehr Informationen über sich liefern wollten, blieb ihnen nur der eine Ausweg, als dritte und entscheidende Partie ein reines Glücksspiel zu wählen, aber Kelly konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, sein Leben dem Zufall zu überlassen.
Beim Klang von Slaichs ausdrucksloser Stimme fuhr er zusammen, obwohl er sie erwartet hatte.
»Es ist Zeit. Begeben Sie sich zurück in den Testraum.«
Kelly verzog das Gesicht, stand auf und ging zur Tür. Vielleicht hatte Achranae irgendeine Idee.
»Fühlst du dich besser?« wollte der Olyt wissen, als sie sich wieder am Spielbrett gegenübersaßen.
»Ja«, nickte Kelly. »Danke für die Unterbrechung. Ich konnte die Pause wirklich gebrauchen.«
»Ich habe gemerkt, dass es dir dein Ehrgefühl nicht gestattet hat, von dir aus um eine Unterbrechung zu bitten.« Der Olyt deutete auf das Spielbrett. »Ich glaube, du bist am Zug.«
Jetzt, da er wieder ruhig war, gelang es Kelly, seine vorherigen Verluste wieder wettzumachen und in die Offensive zu gehen. Dann legte er seinem Gegner eine Falle mit seiner Dame, wobei er auf die übermäßige Bedeutung spekulierte, die Achranae seiner eigenen Dame zuzuschreiben schien. Achranae nahm den Köder an ... und fünf Züge später hatte Kelly gewonnen.
»Ein exzellentes Spiel«, kommentierte der Olyt mit einem Ausdruck, den Kelly als Bewunderung interpretierte.
»Dieser Angriff ist für mich völlig unvorbereitet gekommen. Ich habe mich nicht getäuscht; du besitzt eine ungewöhnliche taktische Begabung. Dein Volk wird irgendwann einmal ein berühmtes Raumfahrervolk werden.« »Immer vorausgesetzt, wir schaffen es überhaupt, von unserer eigenen Welt fortzukommen«, entgegnete Kelly, während er das Brett abräumte. »Im Augenblick sind wir eher Figuren in diesem Spiel.«
»Sie haben beide jeder einmal gewonnen«, meldete sich Slaich. »Bitte einigen Sie sich jetzt auf die Regeln für das letzte Spiel.«
Kelly schluckte, und als er den Kopf hob, bemerkte er, dass Achranae ihn ansah.
»Irgendwelche Vorschläge?« fragte er.
»Keine wirklich brauchbaren. Am fairsten wäre vielleicht ein Glücksspiel. Darüberhinaus weiß ich noch nicht, wie ich mich im Hinblick auf mein Pflichtgefühl entscheiden soll.«
»Wie sehen denn die Alternativen aus?«
»Einmal am Leben zu bleiben, damit ich zu meinem Volk zurückkehren kann, oder nicht, um dir dieses Vorrecht einzuräumen.«
»Schade, dass wir nicht jeder einen Stryf zum Duell herausfordern können.«
»Das wäre natürlich der richtigste Weg«, stimmte Achranae zu, »aber ich glaube kaum, dass sie sich der Herausforderung stellen würden.«
Schweigen senkte sich über den Raum . . . und dann hatte Kelly plötzlich eine Idee. Es war eine riskante Idee, die sie unter Umständen beide das Leben kosten konnte. Aber vielleicht funktionierte sie ... einer von ihnen würde sonst so oder so sterben müssen. Kelly biss die Zähne zusammen und beschloss, alles auf eine Karte zu setzen.
»Achranae«, begann er vorsichtig, »ich denke, ich weiß ein Spiel, das wir spielen können. Vertraust du mir so weit, dass du dich jetzt sofort einverstanden erklärst, bevor ich die Regeln nenne, und dass du es ohne ein Übungsspiel mit mir spielst?«
Die Schnauze des Olyt bebte leise, als er Kelly über den Tisch hinweg ansah, und einen langen Augenblick hörte Kelly kein anderes Geräusch als seinen eigenen Herzschlag. Dann legte Achranae langsam seinen Kopf nach rechts.
»Einverstanden. Ich vertraue auf deine Ehrlichkeit und erkläre mich mit deinen Bedingungen einverstanden.« »Slaich? Gelten die Regeln, die Sie uns zu Beginn genannt haben, noch immer?« rief Kelly.
»Sicher.«
»Okay.« Kelly holte tief Luft.
»Bei diesem Spiel geht es um zwei rivalisierende Königreiche und ein feuerspeiendes Ungeheuer, das beiden zu schaffen macht. Das hier ist die unterirdische Höhle des Ungeheuers.« Er legte einen schwarzen Spielstein auf das Spielbrett, nahm sich drei der durchsichtigen Bretter samt der dazugehörigen Stützen und baute sie darüber auf.
»Die beiden Königreiche heißen Mountain Kingdom und Land City. Mountain Kingdom ist größer; das hier ist sein Zentrum, und das seine Grenze.« Er platzierte einen großen roten Stein auf das oberste Brett und legte im Abstand von zwei Feldern sechs kleinere ringsherum. Nachdem er den schwarzen Stein so verschoben hatte, dass er unmittelbar unter einem Stein des Rings lag, nahm er einen großen gelben Stein.
»Das hier ist Land City«, erklärte er, während er ihn langsam über das mittlere der durchsichtigen Bretter schob und es abschätzend betrachtete. Ungefähr zehn Zentimeter zwischen den Ebenen, vier pro Feld ... er setzte den gelben Stein acht Felder von dem roten entfernt und vier nach einer Seite auf das Brett. Es war nicht ganz exakt, aber doch fast und musste eben genügen.
»Und das sind unsere Streitmächte.« Kelly verteilte jeweils ein Dutzend roter und gelber der schmetterlingsförmigen Spielsteine in dem Bereich zwischen den beiden Königreichen.
»Es gibt zwei Bedingungen für den Sieg: das Ungeheuer muss tot sein, und es dürfen keine Figuren von der Gegenseite das eigene Königreich bedrohen. Okay?«
»Ja«, erwiderte Achranae langsam, während er das Spiel sorgfältig studierte. Wieder wünschte sich Kelly, den Ausdruck des Olyt besser deuten zu können.
»Wie wird über das Kampfergebnis entschieden?«
»Anhand der Anzahl der beteiligten Spielsteine plus einem Würfelwurf.«
Während er mit seinen Erklärungen fortfuhr, dachte  sich Kelly die Regeln aus und entwickelte so ein System, das einen Kampf zwischen zwei beliebigen der drei Parteien erlaubte - und das den gemeinsamen Einsatz praktisch aller Spielsteine der beiden Königreiche erforderte, sollte das Ungeheuer gänzlich besiegt werden.
»Gesetzt wird jedes mal zwei Felder oder eine Ebene, und man kann bei jedem Zug alle Steine bewegen«, schloss er. »Noch Fragen?«
Achranae bohrte seine ausdruckslosen Blicke tief in Kelly, als wollte er versuchen, dessen Gedanken zu lesen.
»Nein. Wer von uns beginnt?«
»Ich, wenn du nichts dagegen hast.«
Kelly begann mit den Steinen, die dem Königreich des Olyt am nächsten gelegen waren, und rückte sie von dem roten Stein weg in Richtung des schwarzen. Achranae zögerte etwas, als die Reihe an ihn kam, doch dann folgte er Kellys Beispiel und rückte auch seine Steine nach unten. Zwei von ihnen befanden sich schließlich in unmittelbarer Nähe von Kellys Steinen, aber dieser ignorierte die günstige Gelegenheit und fuhr in seiner anfänglichen Taktik fort. Nach wenigen Zügen bildeten die gelben und roten Steine eine einzige Truppe, die über dem schwarzen Stein zusammenschlug.
Der feuerspeiende Drache hatte keine Chance.
»Und jetzt . . .« Achranae saß steif auf seinem Stuhl, die Krallen halb ausgefahren. Das Ungeheuer war mit einem Zug des Olyt besiegt worden, und nun war Kelly an der Reihe . . . und Achranaes Steine befanden sich immer noch mitten unter denen von Kelly.
Eine ungünstigere Position für den Olyt konnte man sich kaum vorstellen, und Achranae war sich dieser Tatsache offensichtlich genau bewusst.
Kelly lächelte gezwungen und setzte sich zurück. »Nun, das Ungeheuer ist tot - und keiner deiner Steine kann in der jetzigen Position mein Königreich bedrohen. Also habe ich gewonnen.«
Von der anderen Seite des Tisches her erklang ein leises Zischen, und Achranae fuhr seine Krallen ganz aus. Kelly hielt unwillkürlich den Atem an und hielt sich bereit, aufzuspringen. Achranae musste klug genug sein, es zu sehen . . und plötzlich verschwanden die Krallen wieder.
»Aber mein Königreich wird ebenfalls nicht bedroht«, stellte er fest. »Also habe auch ich gewonnen.«
»So?« Kelly gab sich überrascht.
»Verdammt. Du hast recht. Meinen Glückwunsch.« Er sah zur Decke hinauf.
»Slaich? Dank eines unglaublichen Zufalls haben wir alle beide das dritte Spiel gewonnen, also können wir wohl alle zwei nach Hause zurückkehren.
Sagen Sie wann, und wir sind bereit.«
»Nein.« Die Stimme des Stryf klang ausdruckslos, aber entschlossen.
Ein golfballgroßer Klumpen bildete sich in Kellys Kehle.
»Warum nicht? Sie haben gesagt, dass derjenige, der zwei Spiele gewinnt, nach Hause zurückkehren darf. Sie selbst haben doch diese Regeln bestimmt.«
»Dann wird die Regel eben geändert. Nur einer von Ihnen darf gehen. Spielen Sie ein viertes Spiel.«
Slaichs Worte schienen wie ein Todesurteil in der Luft zu hängen . . . und Kelly merkte, wie sich seine Fingernägel in seine Handflächen bohrten. Er hatte im Grunde auch nicht erwartet, dass ihn die Fremden ihre eigenen Regeln zu seinem Vorteil auslegen ließen - er wusste inzwischen, dass es für sie kein Spiel war. Trotzdem hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben . . . und jetzt blieb ihm keine andere Wahl, als seine letzte Karte auszuspielen.
»Ich werde nicht mehr spielen«, erklärte er frei heraus. »Ich habe es satt, eine Figur in eurem Buhmannspiel zu sein. Macht doch, was ihr wollt, aber nicht mit mir.«
»Wenn Sie sich weigern, zu spielen, entspricht das einer verlorenen Partie«, erinnerte ihn Slaich.
»Und wenn schon«, schnaubte Kelly. »Ihr habt ja doch vor, die Erde irgendwann zu vernichten, oder? Macht es dann einen Unterschied, ob ich hier oder zu Hause sterbe?«
«Also gut«, antwortete Slaich nach einer kurzen Pause. »Sie haben es selbst so gewollt. Achranae, kehren Sie in Ihren Transferraum zurück.«
Der Olyt stand langsam auf. Kelly erwartete irgendwie, dass er protestierte oder um Gnade für das Leben seines Gegners bat, aber Achranae schwieg. Einen Augenblick stand er da und sah Kelly durch die durchsichtigen Spielbretter an, während dieser den Atem anhielt. Dann hob er wortlos die überkreuzten Arme zum Gruß und verschwand durch die Tür. »Kehren Sie in Ihre Ruhekammer zurück«, wies Slaich Kelly an.
Dieser stieß einen Seufzer aus, erhob sich und machte sich daran, das Spielbrett so aufzuräumen, wie es zu Beginn ausgesehen hatte. Es war also doch zu einem Glücksspiel gekommen dachte er und fühlte sich plötzlich sehr müde. Zum Münzenwerfen - aber noch war die Münze in der Luft, und er konnte nichts tun, als abwarten . . . und hoffen, dass Achranae begriffen hatte.

An: Büro Direktor Rodau 248700
      A. R. B., Clars
 Von: Büro Direktor Eflis
         379214, Spielstudien, Var-4
         XXXXXXXXXDRINGENDXXXXXXXXXXX


Lieber Rodau,
es ist noch schlimmer, als wir erwartet haben, und hiermit möchte ich offiziell zur völligen Vernichtung der menschlichen Rasse raten. Sie sollten sich die beigefügten Berichte, besonders den über das dritte Spiel, gründlich ansehen. Indem er dank seines taktischen Geschicks ein Spiel erfand, das er und sein Gegner gleichzeitig gewinnen konnten, hat der Mensch deutlich seine Fähigkeit zur Kooperation mit anderen wie auch den ungewöhnlichen Charakterzug des Mitleids demonstriert.
Obwohl ihm diese Eigenschaften in diesem speziellen Fall nicht weitergeholfen haben - im Gegenteil, man könnte sogar sagen, dass sie ihm zum Verhängnis geworden sind - dürfen wir nicht davon ausgehen, dass dies immer der Fall sein wird. Es besteht durchaus die Gefahr, dass ihre Bereitschaft zur Kooperation die Menschen zu einer siegreichen Allianz statt zu ihrer Zerstörung führen könnte. Wenn die Chanis von ihrem Wesen her fähig gewesen wären, Allianzen zu bilden, hätten wir es möglicherweise nie geschafft, sie zu stoppen.
Wahrscheinlich wird eine totale psychophysiologische Sektion unserer menschlichen Testperson erforderlich sein, um die Strategie der Angriffsflotte zu erleichtern. Wir möchten darum bitten, dass Sie die entsprechenden Experten samt Ausrüstung baldmöglichst herschicken. Bitte warten Sie nicht zu lange; ich kann nicht dafür garantieren, dass wir unseren Menschen noch länger als ein Jahr am Leben erhalten können.
Eftis


Das erste Anzeichen dafür, dass Kellys lange Wartezeit endlich ein Ende hatte, war ein leises, mahlendes Geräusch, das durch die Metallwände seines Ruheraums drang. Es weckte ihn aus tiefstem Schlaf - aber es blieb ihm keine Zeit, sich zu wundern, denn plötzlich strahlte die Tür des Raums grell weiß auf und stürzte nach außen um. Im selben Augenblick fegte ein wahrer Sturm durch das Zimmer, und in Kellys Ohren knackte es, als der Luftdruck auf einmal drastisch sank. Benommen taumelte er aus dem Bett, und in diesem Moment arbeiteten sich drei Gestalten in Raumanzügen mit langen Schnauzen durch den starken Wind bis zu Kelly vor, und bevor er noch wußte, was mit ihm passierte, steckte er bereits in einem gewaltigen, gerippten Ballon, an dessen Unterseite sich ein zischender Kanister befand.
»Kelly McClain?« tönte eine schwache, von statischen Störungen verzerrte Stimme aus einem Lautsprecher neben dem Lufttank, während sich der Ballon langsam aufblähte.
»Bist du in Ordnung?«
Kellys Ohren knackten wieder, als ihn seine drei Retter auf den Rücken drückten und ihn vorsichtig zu der zerstörten Tür trugen.
»Ja, ich bin okay«r sagte er zu dem Lautsprecher gewandt. »Bist du das, Achranae?«
Es vergingen fast fünfzehn Sekunden, bis die Stimme antwortete; ganz offensichtlich arbeitete der Übersetzungscomputer der Olyten bei weitem nicht so gut wie der der Stryfkar
»Ja. Ich bin froh, zu wissen, dass du noch lebst.«
Kelly grinste bis hinter beide Ohren, so dass man es wahrscheinlich sogar durch seinen Bart noch sehen konnte.
»Ich auch. Gott sei Dank, dass du es begriffen hast. Ich war mir da nämlich nicht so sicher.«
Sie befanden sich bereits im Transferraum, als die Antwort kam, und Kelly hatte Zeit, sich umzusehen. In der Decke, die sich sicher zwei Stockwerke durch Felsen streckte, gähnte ein gezacktes Loch. Ein Dutzend weiterer Olyten in weißen, panzerähnlichen Anzügen bewegten sich zielbewusst durch den Raum. »Es war genial. Allerdings hatte ich Angst, sie würden mich nicht mehr gehen lassen, nachdem ich einmal das Brett gesehen hatte.«
»Ich auch - aber wie es aussieht, waren unsere Befürchtungen umsonst.
«Kelly grinste wieder - es tat so gut, endlich einmal wieder mit einem Freund sprechen zu können!
»Ich gehe jede Wette ein, dass die Stryfkar bis heute noch nicht gemerkt haben, was ich gemacht habe. Es ist das alte Problem, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht; sie haben schon so viele Spiele auf dem Brett mit vier Spielebenen gesehen,
dass ihnen überhaupt nicht in den Sinn gekommen ist, dass du und ich es automatisch mit Himmelsmarsch, dem einzigen Spiel, das wir je darauf gespielt haben, assoziieren würden. Während sie mir mein Gerede von Königreichen und einem Drachen blind abnahmen, konntest du in den Spielsteinen eine Gruppe von Objekten im Raum erkennen. Ich setzte darauf, dass du begreifen würdest, dass sie unsere Heimatwelten und diesen Planeten darstellen sollten und ich sie so plaziert hatte, dass die Distanzen in ungefähr stimmten. Und wie es aussieht, habe ich recht behalten.«
Kelly befand sich jetzt genau unter dem Loch in der Decke, und jemand befestigte zwei von oben herabhängende Seile am Ballon.
»Hoffen wir, dass diese Eigenschaft, auch aus riskanten Einsätzen als Sieger hervorzugehen, typisch für deine Rasse ist«, sagte Achranac. »Wir haben die Basis der Stryfkar zerstört und Berichte gefunden, aus denen hervorgeht, dass bald eine große Streitmacht hierher kommt. Wir haben uns bereits mit deiner Rasse in Verbindung gesetzt, aber deine Leute haben einer taktischen Allianz noch nicht zugestimmt. Vielleicht kannst du helfen, sie zu überzeugen. Ich hoffe, dass wenigstens du uns bei unserer Kampf Strategie helfen wirst.«
Die Seile wurden angezogen, und langsam schwebte Kelly in die Höhe.
»Ich bin ziemlich sicher, dass wir Unterstützung auf der Erde finden können«, erwiderte er entschlossen. »Und was mich betrifft, so wird es mir ein Vergnügen sein, euch zu helfen.
Die Stryfkar werden noch eine ganze Menge von ihren Spielfiguren lernen müssen.«



  __________ ENDE __________


  ins Deutsche übersetzt von Barbare Heidkamp

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